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Fußpflege & Podologie // 23.06.2023

Interview: Aus dem Leben eines Fuß-Podcasters

Die Leidenschaft für einen Beruf hat man oder man hat sie nicht. Im Fall von Eskild Sörensen besteht kein Zweifel daran: Der Podologe liebt, was er tut. In seinem Fuß-Podcast geht‘s aber nicht nur um das Fachliche. Hier ist ganz viel Platz für die menschlichen Facetten der Branche.

Herr Eskild, Sie sagen „Podologie ist mehr als ein Beruf“. Was meinen Sie mit diesem „mehr“?
Mehr steht für mich für eine Art zu leben. Podologen wissen jetzt schon, was ich meine, es ist die Arbeit mit den Patienten. Es ist häufig nicht immer leicht, aber immer spannend und lehrreich. Viel älter und kranke Menschen kommen zu uns und teilen ihre Erfahrungen mit uns. Von denen wir so viel lernen können für das eigene Leben. Hier entwickelt man seine eigene Person weiter und man verändert sich durch den Beruf. Eine Fähigkeit, die man lernen muss, ist Abstand zu den Schicksalen zu halten und nicht mit zuleiten, auch wenn man Mitleid hat. Dieser Beruf verändert einen auf eine großartige Art und Weise. Dieses Phänomen findet man auch in anderen therapeutischen Berufen.

Kein anderes Körperteil spaltet Menschengruppen so sehr, wie unsere Füße. Die einen finden sie großartig, andere wiederum ekelhaft. Woher kommt Ihre Passion für Füße?
Es geht mir in erster Linie darum Menschen Lebensqualität zugeben bzw. zu erhalten. Die Spaltung in den Köpfen von vielen liegt in der Annahme das Füße selbstverständlich funktionieren und deshalb wird sich mit diesem Teil des Körpers auch nicht beschäftigt. Hinzu kommt das wir in unserer Kindheit meist Füße mit unangenehmen Dingen in Verbindung bringen. Beispiel: Die Füße riechen wie stinke Käse oder berühre mich nicht mit deinen Füßen. Tatsächlich sind diese, mikrobiologisch gesehen, weniger belastet mit Keimen als so manche Hand. Mein Wunsch wäre einen bewussteren Umgang mit den eigenen Füßen zu haben, denn sie tragen uns ein Leben lang und die Wenigsten wissen dieses zu schätzen.

In einer immer älter werdenden Gesellschaft sind gerade gesunde Füße absolut unverzichtbar. Wie erklären Sie sich, dass der Beruf oft noch unterschätzt wird?
Ganz einfach der Beruf ist noch nicht attraktiv genug. Podologe als Beruf wird häufig noch von der Gesellschaft als anderer Form der Fußpflege wahrgenommen und nicht als Therapieberuf. Hier muss noch viel Aufklärung passieren. Wie schon erwähnt sind unsere Füße unverzichtbar, doch schizophrenerweise wird die Wichtigkeit einfach ignoriert, bis zu dem Moment, in dem es ein Problem gibt. Die meisten Probleme müsste es auch nicht geben, wenn der Umgang mit den Füßen, Schuhen und Strümpfen richtig erlernt worden wäre. Nur wird das von nur sehr wenigen Eltern gemacht, da auch diese in ihrer einigen Erziehung kaum bis nahe zu nichts über den Umgang der Füße gelernt haben. Diesen Umstand sehe ich als Chance für alle Eltern heute damit anzufangen sich mit ihren Kindern auch über Füße zu unterhalten und das eigene Wissen zu erweitern. Das gilt auch für alle andern, also auch nicht Eltern.

Was bräuchte es, um dem Fachkräftemangel unter Podologe*innen entgegenzuwirken, bzw. was bräuchte es, um den Beruf für den Nachwuchs interessant zu machen?
Mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung. Podologen sind Therapeuten.
Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten sind Berufe, die allgemein bekannt sind. Podologen werden häufig mit Kosmetikern verwechselt. Hier bitte nicht als Abwertung zu sehen. Jeder Beruf hat sein Recht und keiner ein Vorrecht.
In der Therapie geht es darum die Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen. Hier spielt die Ästhetik nicht die Hauptrolle, auch wenn gesunde Füße in der Regel gut aussehen. In den letzten Jahren wird von einigen sehr motivierten Kollegen viel in den sozialen Medien dafür getan das Aufklärung und auch Aufmerksamkeit unserem Beruf zu Teil wird. Podologie steht immer noch am Anfang und kann so viel mehr für den Menschen leisten. Jeder der heute anfängt kann dieses Berufsbild aktiv weiterentwickeln. Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.

In Ihrem Podcast sprechen Sie davon, den Beruf weiterentwickeln zu wollen. Was meinen Sie damit und mit welchen Maßnahmen?
Durch Bildung und Wissen. Ich habe den Podcast begonnen um zu zeigen das jeder sein eigen weg in diesem Beruf gehen kann. Ob allein im Keller oder mit 4 Praxen und 15 Mitarbeitern im Ballungsgebiet. Ob 3 Stunden am Tag oder 24/7. Kassenzulassung oder nicht. Ein Beruf der Krisen meistert und einem die Chance gibt sich selbst zu verwirklichen. Ob als Quereinsteiger, erste Ausbildung, nebenberuflich oder Wiedereinstieg das kann Podologie für jeden sein. Diese Information können helfen sich für diesem Beruf zu entscheiden und das ist mein Ziel. Zusätzlich gebe ich Weiterbildung im Bereich Spangen Technik, für mich die wohl wichtigste Disziplin in unserem Beruf. Das ist mein Beitrag, den ich momentan leiste, doch das ist erst ein kleiner Teil von dem, was ich gerne noch machen möchte.

Wie gehen andere Länder mit dem Thema „Podologie“ um und was können wir von Ihnen lernen?
Spannend. Podologen sind in vielen westlichen Ländern als medizinischer Beruf angesiedelt und es ist ein Studium notwendig. Dieses Studium bringt einiges an Kompetenzen mit sich und erweitert den Wirkungsgrad enorm, somit sind auch kleinere ambulante Operation möglich. In den östlichen Ländern entwickelte sich das Ganze aus dem ästhetischen Bereich langsam heraus um als eignender Beruf wahrgenommen zu werden, so wie bei uns vor 25 Jahren. Einigen gelingt es besser und schneller und andern nicht. Im asiatischen Raum haben wir eine andere Basis, den hier ist die Behandlung der Füße eine traditionelle gewachsene Anwendung.
Komplett andere Werkzeuge und viel Einfluss aus der TCM, es ist nicht unüblich das der Therapeut auch einen Tee mitgibt, um die Behandlung von innen anzustoßen.
Was ich gelernt habe durch die unterschiedlichen Kollegen ist, dass die Patienten alle immer dieselben Sorgen haben.

Was ist die wertvollste Lektion, die Sie im Laufe Ihrer Karriere gelernt haben?
Nimm das Leben nicht zu ernst, es ist noch keiner lebendig davongekommen.
Ich habe viel mit Menschen am Ende ihres Lebens zu tun und die Allermeisten sagen man muss das Leben leben. 

Was ist Ihre Expertise, bzw. worin sind Sie in Ihrem Beruf richtig gut?
Ich bin Experte für Spangen. Meine absolut Lieblingsdisziplin, den man kann in kürzester Zeit Patienten von Schmerzen befreien und so Operation verhindern. Besonders wichtig für Kinder. Es ist einfach ein erhabenes Gefühl zu sehen, wie ein Patient die Praxis mit einem Lächeln verlässt und wieder den Alltag begehen kann.
Was gibt es Schöneres

Was würden Sie „Neulingen“ raten, die den Beruf ergreifen und sich selbstständig machen wollen?
Selbständigkeit sollte sorgfältig überlegt sein und darauf geprüft ob Vorstellungen und Realität vereinbar sind. Ich würde heute jedem Raten erst ein paar Jahre Berufserfahrung zu sammeln und in einer Praxis arbeiten, die meinen persönlichen Ansprüchen entspricht. Dann viel lernen und planen. Wenn der Wunsch dann immer noch da ist, umsetzen.

Woher nehmen Sie sich Ihre Inspirationen für Ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung?
Ich möchte auf ein erfülltes Leben zurückblicken können und dazu kann ich mir gelangen, wenn ich an mir arbeite. “Der Zufall begegnet nur dem Vorbereiten Geist”. Es ergeben sich viele Chancen im Leben, die ergriffen werden wollen, aber die kann man nur erkennen, wenn man weiß, dass es eine Chance ist. Das treibt mich an.
Denn wenn ich besser werde, kann ich mein Umfeld besser behandeln und natürlich auch meine Patienten.

Zum Schluss: Barfußschuhe stehen gerade in der Kritik. Was halten Sie davon?
Ich finde es gut, dass die Diskussion da ist, aber barfuß laufen oder in Schuhen laufen sind zwei eigene Geschichten. Ich finde es gut, dass es sie gibt, denn das gibt Menschen die Möglichkeit sich an das Thema barfußlaufen heranzuwagen, die sonst sich nicht trauen würden barfuß durch die Stadt zu gehen. Und zusätzlich fangen diese Menschenaffen auch an sich mit ihrem Fuß auseinanderzusetzen.
Dies führt zu achtsamem Umgang mit den Füßen und auch Diskussionen mit Familien und Freunden, welche alle samt dazu führen, dass der Mensch sich Gedanken über seine Füße zu machen. Also Fazit ist diese Schuhe sind bestimmt kein Allheilmittel, aber sie sorgen für einen bewussteren Umgang mit Füßen und dem Thema Schuhwerk und das ist gut

Alexandra Kluge