Druck rausnehmen mit Orthosen
Orthosen sind podologische Hilfsmittel aus knetbarem Material. Sie lassen sich individuell an die Fußprobleme Ihrer Kunden anpassen. Bei Hühneraugen, Ballenzehen, Druckstellen & Co. können die knetbaren Helfer Abhilfe schaffen.
Nicht jeder Fuß ist gleich, darum benötigt auch jedes Fußproblem eine individuelle Lösung. Konfektionierte Produkte helfen nur wenigen Menschen wirklich gut, zu groß sind dabei die Kompromisse, die man eingehen muss. Orthosen hingegen sind maßangefertigte, individuelle Korrekturhilfen für verschiedenste Probleme.
Was sind Orthosen?
Diese podologischen Hilfsmittel (abgeleitet vom griechischen Wort orthos = aufrecht, richtig) werden aus knetbarem Material angefertigt. Dabei handelt es sich um additionsvernetzende Substanzen, die aus einer Formmasse und einem Härter bestehen. Es gibt verschiedene Härtestufen, die sogenannten „Shore-Härten“. Manche Anbieter halten zwei knetbare Massen vor, die individuell angefertigt und ausgearbeitet werden.
Orthosen kommen dauerhaft zum Einsatz, sind elastisch, formbeständig, robust und lassen sich im Nachhinein bearbeiten und gut reinigen. Die Haltbarkeit liegt je nach Benutzerdauer bei einem bis zwei Jahren. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass es durch die Verbesserung der Fußform, die die Orthose bewirkt, zeitweise zu einer Nachkorrektur kommen kann.
Wofür eignen sich die knetbaren Hilfsmittel?
Orthosen setzt man in verschiedenen Bereichen ein. Sie können Mortonkeile, Zehenspreizer, formkorrigierende Teile, Ballenschalen sowie Druckschutzorthosen herstellen. Indikationen hierfür sind etwa_
- Krallen und Hammerzehen
- einwachsende Nägel
- Ballen (Hallux valgus)
- Überlagerung der Zehenglieder
- Hühneraugen
- Druckstellen
- Mortonneuralgie
- Einbettung interdigitaler Exostosen
- fehlende Zehenteile
- Zehenfehlstellungen
Wann sollten Orthosen nicht eingesetzt werden?
Es gibt auch Kontraindikationen für Orthosen, etwa bei:
- PAVK (periphere arterielle Durchblutungsstörungen); hier sollten sie nur nach Rücksprache mit dem Arzt zum Einsatz kommen
- akuten Knochenbrüchen der Zehen
- Verletzungen oder Wunden im korrigierten Bereich
- steifen (kontrakten) Zehengelenken
- Hauterkrankungen
- Allergien
Wie stellt man Orthosen her?
Die Formmasse ermöglicht eine individuelle Gestaltung, abgestimmt auf die persönliche Fußproblematik des jeweiligen Patienten und seine Körpermaße. Je nach Hersteller und Produkt bekommt man knetbare Zweikomponenten-Silikonformmassen oder flüssiges Silikon mit Katalysatortropfen oder Paste. Beide Produkte werden zusammengefügt und nach Herstellerhinweis verarbeitet. Wichtig ist darauf zu achten, dass es ein Medizinprodukt ist. Durch einfaches Verkneten beider Komponenten entsteht eine Silikon-Orthose von hoher Viskosität und glatter Oberfläche.
Das angefertigte Produkt härtet am Fuß in der korrigierten Stellung aus. Danach bearbeiten Sie die Orthose, überprüfen sie im Hinblick auf scharfe Kanten oder Unebenheiten und schleifen und entgraten sie.
Wenn der Patient die Orthose mit nach Hause bekommt, sollten Sie ihm einiges an Informationen mitgeben. Bitte weisen Sie Ihre Patienten darauf hin, dass sie unbedingt zur Nachkontrolle kommen sollen. Nur so erhalten Sie eine Rückmeldung, ob die Orthose wirklich Abhilfe und Erleichterung verschafft hat. Ist das nämlich nicht der Fall, dann kann es dazu führen, dass der Patient die Orthosen nicht trägt und sich anderen Menschen gegenüber negativ über Ihre Arbeit äußert.
Niemals ohne Schulung anwenden!
Das Anfertigen und der sachgemäße Einsatz von Orthosen ist fester Bestandteil der podologischen Ausbildung. Anbieter von Fußdienstleistungen, die über keine solche Ausbildung verfügen, sollten Orthosen nur nach einer entsprechenden Schulung anwenden! Diese sollte auch die Vermittlung von Kenntnissen bezüglich der Kontraindikationen beinhalten. Schließlich kann eine unsachgemäße Anwendung schwerwiegende Folgen haben. Sowohl Schulen als auch Hersteller von podologischen Hilfsmitteln bieten derartige Weiterbildungen an.
Tipps für Ihre Patienten und Kunden
Folgende Informationen sollten Sie Patienten und Kunden mit auf den Weg geben:
- die Orthosen anfangs nur so lange tragen, bis sich ein unangenehmes Druckgefühl ankündigt. An diesem Tag die Orthose nicht mehr benutzen
- die Orthosen nie über die Schmerzgrenze hinaus tragen
- eine Eingewöhnungszeit von bis zu vier Wochen ist realistisch
- die Orthose in verschiedenen Schuhen ausprobieren
- nach dem Tragen mit Seife waschen, nicht direkter Hitze oder längerer UV-Strahlung aussetzen
Maren Bloß
Die Podologin ICW und ausgebildete Wundexpertin hat sich auf die Orthonyxietechnik spezialisiert. Sie arbeitet u.a. interdisziplinär an diabetischen Wunden und hat eine Fachpraxis für Podologie in Holste.