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Rechtliches // 07.02.2024

Das Mikroplastik-Verbot nimmt Fahrt auf

Unser Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein nimmt stetig zu – da geraten auch Kosmetika in den Fokus. Kürzlich wurde das erste Verbot von Mikroplastik umgesetzt, das die Kosmetikbranche betrifft. Weitere Verbote folgen sukzessive bis zum Jahre 2035, wie Kosmetik-Expertin Sarah White berichtet.

Per Definition handelt es sich bei Mikroplastik um Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern. In Kosmetika findet sich der Stoff in einer enormen Anzahl an Produkten – mehr oder weniger offensichtlich. Für das größte Aufsehen haben wohl Mikroplastik-Beads in Peelings und Duschgelen gesorgt. Hier hat die Industrie schnell reagiert und die kleinen Kügelchen weitestgehend eigenständig gegen geeignete Stoffe ausgetauscht. Das aktuelle Verbot verhindert den Einsatz von Microbeads aus Mikroplastik nun auch gesetzlich. Kritisch ist allerdings: Plastik findet sich auch weiterhin – weniger offensichtlich – als flüssiger Füllstoff in vielen Produkten. Mikroplastik entsteht auch, wenn durch Abbauprozesse größeres Plastik in kleinere Bestandteile zerfällt.

Damit tragen Kosmetika einen deutlichen Teil zur Gesamtbelastung der Umwelt bei. Sobald wir Mikroplastik verwenden, gelangt ein nicht zu unterschätzender Teil der winzigen Partikel durch das Abwasser in Kläranlagen. Dort kann es nur unzureichend herausgefiltert werden, gelangt also in Seen, Flüsse und Meere. Die Mini-Kunststoffpartikel kommen so in die marine Nahrungskette – und dann auch in unsere. Mittlerweile ist bekannt, dass unsere Böden mit den winzigen Kunststoffteilchen belastet und dass die Partikel sogar in unserer Atemluft zu finden sind.

Weitere Verbote kommen

Reagiert hat die EU mit einem schrittweisen Verbot von Mikroplastik. Davon sind seit Oktober 2023 Mikroplastikperlen in Peelings und Duschgelen und loser Glitzer betroffen. Alle weiteren Verbote sind den in Übergangsfristen für die kommenden Jahre geregelt:

> Oktober 2027: Mikroplastik aus abzuspülenden Produkten („rinse-off“), wie Shampoo oder Duschgel

> Oktober 2028: Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel, Poliermittel, Lufterfrischer und Wachse

> Oktober 2029: Auf Haut und Haar verbleibende Kosmetik („leave-on“), wie Cremes oder Haargel

> Oktober 2035: Make-up-Produkte, Lippenstifte und Nagellacke

Verbote von Microbeads und Glitzer führten zu großer Unruhe und Hamsterkäufen – Lieblingsprodukte wurden auf Vorrat gekauft, weil diese bald vielleicht nicht mehr verfügbar sind. Macht das Sinn? Nicht grundsätzlich, denn es gibt schon heute tolle Alternativen zu Mikroplastik und Kunststoff!

Gesundheitliche Auswirkungen von Mikroplastik

In jedem Fall gelangen die Mini-Partikel in den menschlichen Organismus. Bedenklich ist besonders, dass der Stoff biologisch nicht vollständig abbaubar ist. Sein Zerfallszeitraum reicht von einigen Jahrzehnten bis zu Tausenden von Jahren. Zerfallen die Kunststoffteilchen in noch kleinere Bestandteile, spricht man von Nanopartikeln – und diese sind nur noch schwer nachweisbar. Untersuchungen konnten Mikroplastik im menschlichen Körper nachweisen, u. a. im Verdauungstrakt, in Stuhl, Blut und unterschiedlichen Organgeweben.

  • Welche Auswirkungen das mit sich bringt, ist Gegenstand aktueller Forschungen. Vermutlich wirkt Mikroplastik proinflammatorisch (entzündungsfördernd). Viele chronische Erkrankungen lassen sich mit Entzündungen in Verbindungen bringen wie Rheuma, Allergien und Autoimmunreaktionen.
  • Es gibt jedoch auch Hinweise, dass Mikroplastikpartikel das Darmmikrobiom beeinträchtigen. Das Mikrobiom des Darms trägt zu einem gesunden Immunsystem bei. Neben all dem nimmt man an, dass toxische Chemikalien der Umwelt und solche, die während der Herstellung von Kunststoffen anfallen, im Mikroplastik gebunden werden und den Körper zusätzlich belasten.

Hier erfahren Sie, welche Alternativen es zu Mikroplastik und Kunststoff gibt.

Sarah White

Die Kosmetikerin und Beauty Managerin (IHK) ist angehende Ärztin. Sie arbeitete mit plastischen Chirurgen in einer Praxis für medizinische Kosme­tologie zusammen, bevor sie ihre Tätigkeit als inter­nationale Trainerin für die Kosmetikbranche aufnahm. Sie ist Gründerin der Marke iluqua.