Cremes mit 10% Urea spenden langanhaltend Feuchtigkeit

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Wirkstoffe // 13.06.2024

Wirkstoff Urea – auf die Konzentration kommt es an!

Urea ist in vielen Pflegecremes – vor allem für Füße und Hände – enthalten und wird als wertvoller Inhaltsstoff angepriesen. Die Konzentration des Wirkstoffs ist dabei oft sehr unterschiedlich. Um zu entscheiden, welches Produkt für welchen Hautzustand geeignet ist, sollte man unbedingt mehr über Urea wissen!

Was ist Urea?

Urea ist der lateinische Begriff für Harnstoff. Harnstoff ist ein Stoffwechselprodukt, das beim Abbau von Aminosäuren, also Proteinen, im Körper entsteht. Harnstoff befindet sich im ganzen Körper verteilt. Es ist ein kleines, ungiftiges Molekül, das sich leicht durch Zellschichten bewegen kann. Über die Nieren scheiden wir täglich bis zu 35 g Harnstoff aus, gelöst im Urin – daher der Name: Harnstoff im Harn bzw. Urea im Urin.

Neben dem Transport von Stickstoff ist seine Haupteigenschaft Wasser zu binden und zu halten. Harnstoff wird auch über den Schweiß ausgeschieden, daher findet man ihn auch in und auf der äußeren Hautschicht.

Wie wirkt Urea auf die Haut?

Der Wirkstoff sorgt so dafür, dass die Haut weich und geschmeidig bleibt und nicht austrocknet. Sie bleibt so auch weich, wenn die äußerste Zellschicht der Haut schon komplett abgestorben und verhornt ist. Mit dieser wichtigen Eigenschaft gehört Harnstoff zu den NMF, den natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren in der Haut (Natural Moisturizing Factors). NMF werden in der Kosmetikindustrie gerne eingesetzt, da sie körpereigene Substanzen und daher gut verträglich sind.

Mit zunehmendem Alter verliert die Haut ihre natürlichen NMF, sie wird trockener. Harnstoff dringt durch seine geringe Größe schnell in die äußere Hautschicht (Stratum corneum) ein, bildet dort Einschlussverbindungen mit Wasser und gibt diese nur langsam wieder frei. Dadurch wird die Haut feuchter und weicher. So hilft Urea-haltige Creme bei spröder und trockener Haut.

Bei Erkrankungen der Haut mit verhornten, juckenden Stellen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis kann eine solche Creme sehr vorteilhaft sein. Urea kann den Juckreiz mildern und die Abschuppung erleichtern.

Empfehlenswert bei Verhornungen

Doch man muss vorsichtig sein: Die Wirkung von Urea ist konzentrationsabhängig! In höheren Konzentrationen bindet der Wirkstoff nicht nur Feuchtigkeit, sondern löst die Verbindung zwischen verhornten Zellen auf. So wirkt Urea auch hornhautlösend oder keratolytisch.

Dies kann gewollt sein, um Verhornungen zu entfernen oder dicke Nägel aufzuweichen. Bei der Behandlung von Nägeln mit Pilzbefall werden die meist verdickten Nägel mit einer 40 %igen Ureacreme aufgeweicht oder sogar abgelöst. Dies hilft, damit später das Anti- Pilz-Präparat besser eindringen und den nachwachsenden Nagel so schützen kann.

Wirkung von Urea auf die Haut, je nach Konzentration im Produkt:

  • 1-3 % = feuchtigkeitsspendend
  • 10 % = langanhaltende Feuchtigkeit, transepidermalen Wasserverlust (TEWL) wird vermindert
  • 10-20 % = Hautschuppenlösend, erweichend, z. B. bei Neurodermitis
  • 20-40 % = keratolytisch, nur gezielt nach Beratung und stellenweise anwenden
  • > 40 % = stark keratolytisch, nicht zur Eigenbehandlung empfohlen!

Kann Urea der Haut schaden?

Hoch konzentrierte Urea-Cremes können auch nachteilig sein und die Haut ausdünnen sowie empfindlich machen. Ist die Haut an bestimmten Zonen bereits dünn, wird sie noch weiter „aufgeweicht“. Bei offenen Stellen und Rhagaden brennt Urea zudem.

Besonders bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom ist der Einsatz von Urea-haltigen Cremes umstritten. Die Haut ist bei diesen Patienten oft schon zu empfindlich und angegriffen, um weiter aufzuquellen. Bei diabetischen Fußsyndrom spürt der Patient manchmal nicht, dass der Harnstoff eigentlich in offenen Hautpartien brennt. Wunde Stellen werden nicht wahrgenommen und können sich entzünden.

Bei gesunder Haut ist die Anwendung von Harnstoff weniger kritisch. Nur bei Kleinkindern sollte man auf die Anwendung von Urea-haltigen Cremes verzichten. Ihre Haut ist noch so weich, dass kein Harnstoff von außen zugeführt werden muss.

Herstellung und Konservierung

Der Harnstoff für die Kosmetikindustrie wird seit langem synthetisch gewonnen. In den ersten Produkten vor fast 100 Jahren hat man jedoch tatsächlich noch Pferdeurin zu seiner Gewinnung genutzt.

In Cremes/Lotionen benötigt Urea ein Konservierungsmittel um deren pH-Wert konstant zu halten. Urea könnte den pH-Wert auf Dauer erhöhen und ausfallen, daher kann eine harnstoffhaltige Creme etwas unangenehm riechen. Pflegeprodukte, bei denen bewusst auf Konservierungsmittel zugunsten der Verträglichkeit verzichtet wird, sind ggf. nicht lange haltbar. Setzt sich in einer Urea-Creme ein fester von einem flüssigen Anteil ab, sollte man sie nicht mehr verwenden.

Dr. Evelyn Fein

Die promovierte Molekularbiologin verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Kosmetik und Podologie und ist Expertin für Wirkstoffkunde und Hygienemanagement. Aktuell ist Dr. Evelyn Fein im öffentlichen Gesundheitswesen tätig.