Sonnenschutz-Mythen im Check
Sonnenschutz fürs Gesicht zählt zu den effektivsten Maßnahmen, um der Hautalterung vorzubeugen. Denn rund 90 Prozent der vorzeitigen Alterserscheinungen entstehen allein durch UV-Strahlung. Obwohl dieses Wissen mittlerweile weit verbreitet ist, gibt es noch viele Mythen rund um Sonnenschutzprodukte. Licht ins Dunkel bringt hier Kosmetik-Expertin Sarah White.
Mythos 1: Ein Produkt mit SPF 50 schützt wesentlich mehr als eines mit SPF20
Tatsächlich kann bereits ein SPF (= Sun Protecting Factor, Lichtschutfzaktor) von 20 bis zu 95 Prozent der UVB-Strahlung blocken! Ein Produkt mit SPF50 blockt 98 Prozent der UVB-Strahlung ab – der Unterschied ist also gering. Dafür fühlt sich ein Sonnenschutzmittel mit SPF20 meist angenehmer auf der Haut an.
Warum also ein Produkt mit SPF50 verwenden? Weil in der Praxis kaum die benötigte Menge aufgetragen wird, um den vollen Schutz komplett auszuschöpfen!
Wie viel Sonnenschutzprodukt sollte es sein? Als Faustregel gilt: zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. Das entspricht zwei voll bestrichenen Fingern – nur für das Gesicht! Wird weniger Sonnenschutz verwendet, sinkt der Schutz vor UV-Strahlung entsprechend.
Warum verwenden wir eher zu wenig? Weil die wenigsten Sonnenschutzprodukte eine Galenik (Zusammenstzung, Formulierung) besitzen, bei der sich diese Auftragsmenge komfortabel nutzen lässt – also ohne klebriges Gefühl, Glanz oder den „Weißel-Effekt“.
Aus all diesen Gründen ist der hohe SPF50 doch sinnvoll. Denn hier wird durch den per se höheren Schutz die meist zu geringe Auftragsmenge etwas kompensiert.
Pro Quadratzentimeter Haut werden rund zwei Milligramm Sonnenschutzprodukt benötigt.
Mythos 2: Eine Tagespflege mit Lichtschutzfaktor ist ausreichend
Klassische Tagespflege bietet oft einen integrierten Sonnenschutz in SPF-Form. Viele empfinden das als praktisch – so könnte auf einen separaten Sonnenschutz verzichtet werden. Aber ist das sinnvoll? Nein, denn ein integrierter Sonnenschutz in Tagespflege ist selten so stark, dass er vollumfänglich schützt.
- Tagespflege hat meist SPFs im unteren bis mittleren Bereich.
- Ein reiner SPF schützt zunächst nur vor UVB-Strahlung.
- Um der Hautalterung bestmöglich vorzubeugen, ist ein möglichst hoher UVA-Schutz notwendig. Dieser ist nicht zwangsläufig im SPF der Tagespflege enthalten.
Tagespflege würde also zwar einem möglichen Sonnenbrand (UVB-Strahlung) vorbeugen, aber weniger der Hautalterung durch UVA-Strahlung, die in tiefere Hautschichten eindringt.
Tipp: Sonnenschutzprodukte weisen den UVA-Schutz mittels UVA-Siegel aus. Ist es vorhanden, beträgt der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des angegebenen UVB-Schutzes. Bei einem SPF50 liegt der UVA-Schutz also bei rund 15. Außerhalb Europas gibt es alternativ die Angaben PA, PPD oder auch einfach Breitband.
Mythos 3: Der morgens aufgetragene Sonnenschutz hält den ganzen Tag
Einmal morgens Sonnenschutz auftragen und den ganzen Tag über vor schädlicher UV-Strahlung geschützt? Das funktioniert leider nicht. Selbst wenn man keinen Wasserkontakt hat, nicht schwimmen geht oder übermäßig viel schwitzt nimmt die Wirkung des UV-Schutzes im Laufe des Tages kontinuierlich ab.
Wie bleibe ich den ganzen Tag über bestmöglich geschützt? Gerade auch um der extrinsischer Hautalterung vorzubeugen gilt es, den UV-Schutz regelmäßig aufzufrischen. Das geht zwar theoretisch mit dem normalen Sonnenschutzprodukt, ist aber beim Tragen von Make-up schwierig: Sorgfältig aufgetragene Foundation, Concealer und Co. können verschmieren oder fleckig werden. Hier helfen:
- UV-Sprays (Achtung: nicht einatmen!),
- UV-Schutz in Puderform oder
- spezielle UV-Sticks, die immer beliebter werden und Make-up kompatibel sind.
Im Sommerurlaub ist natürlich das klassische Nachcremen sicherer und wegen häufigerem Wasserkontakt empfehlenswerter.
Mythos 4: „Nachcremen“ verlängert den UV-Schutz
Keinesfalls! Die ursprüngliche Schutzzeit des SPF – und damit die Zeit, in der die Haut vor Sonnenbrand geschützt ist – verlängert sich durch ein Nachcremen von UV-Schutz nicht. Das bedeutet: Mit erneutem Auftragen von UV-Schutz kann dieselbe Zeit nicht noch einmal obendrauf gerechnet werden kann. Dennoch ist ein erneutes Auftragen zu empfehlen, um den UV-Schutz lückenlos zu erhalten.
Wie lange kann ich in der Sonne bleiben? So berechnet sich der Richtwert: Eigenschutzzeit x Lichtschutzfaktor = maximale Zeit in der Sonne ohne Sonnenbrand. Der Eigenschutz ist dabei von der Fitzpatrick Einteilung abhängig.
Mythos 5: Mineralischer Sonnenschutz ist besser als chemischer
Die Trennung von UV-Filtern in “gut” und “böse” weicht aktuellen Erkenntnissen zufolge immer mehr auf. Vor ein paar Jahren galten mineralische (= physikalische) UV-Filter wie Titandioxid und Zinkoxid als „besser“ im Vergleich zu chemischen Filtern. Das ist heute nicht mehr so.
In den letzten Jahren haben sich auch chemische Filter gewandelt. Viele gelten heute nicht nur als besonders zuverlässig, sondern auch als äußerst verträglich. Sie ermöglichen außerdem, vergleichsweise angenehme, leichte und weniger klebrige und weißelnde Texturen herzustellen.
In wenigen Ausnahmefällen gibt es dennoch Gründe, um nur mineralische Filter zu verwenden: Bestimmte hyperempfindliche Hauttypen können physikalische Filter z. T. besser vertragen. Besonders dann, wenn chemische Filter zu einem Wärmestau führen oder Sonnenallergien vorliegen.
Gut zu wissen: Noch viel wichtiger für eine gute Verträglichkeit als die Filterart ist der Verzicht auf Duftstoffe jeglicher Art. Parfums oder ätherische Öle können in Verbindung mit Sonnenlicht auf der Haut phototoxisch wirken. Dies kann Hyperpigmentierungen (Pigmentflecken) provozieren und wird auch bei Neigung zu Sonnenallergien meist nicht gut toleriert.
Sarah White
Die Kosmetikerin und Beauty Managerin (IHK) ist angehende Ärztin. Sie arbeitete mit plastischen Chirurgen in einer Praxis für medizinische Kosmetologie zusammen, bevor sie ihre Tätigkeit als internationale Trainerin für die Kosmetikbranche aufnahm. Sie ist Gründerin der Marke iluqua.