Die klassische Thalasso-Therapie muss in der Nähe des Meeres stattfinden
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Thalasso – ein Meer an Wellness
Der Begriff Thalasso leitet sich vom griechischen thalassa (= Meer) ab. Frankreich gilt als Wiege der modernen Thalasso-Therapie. Doch auch in Deutschland kann man auf hohem Niveau an Nord- und Ostseeküste kuren und wohltuende, gesundheitsfördernde Körperbehandlungen mit Meereswirkstoffen genießen.
Fantastische Meer-Momente
Tief durchatmen, die Lunge mit frischer Meeresluft vollpumpen, die sanfte Brise auf der Haut genießen, barfuß über den feinen, warmen Sand spazieren und den Sog des Wassers unter den Fußsohlen spüren: Die meisten von uns haben solche Momente schon einmal erlebt und die Kraft des Meeres am eigenen Leib erfahren. Eine Kraft, die sich auch die Thalasso-Therapie zunutze macht!
Was ist Thalasso?
Der Begriff Thalasso wurde 1867 vom französischen Arzt Joseph de la Bonnadière geprägt, der aus dem heute Arcachon im Südwesten Frankreichs stammte. Das erste Thalasso-Therapie-Zentrum wurde ebenfalls von einem französischen Mediziner ins Leben gerufen: Dr. Louis Bagot gründete es 1899 im bretonischen Roscoff und behandelte dort Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Frankreich ist heute nach wie vor einer der größten Anbieter von Thalasso-Therapien und eines der führenden Länder bei der Erforschung des Nutzens des Meeres für therapeutische Zwecke.
Historisches Heiligendamm
Weltweit gibt es mehr als 1 200 Thalasso-Zentren. In Deutschland wurde 1793 in Heiligendamm das erste Seeheilbad gegründet. Hierzulande befinden sich Thalasso-Einrichtungen an der Nord- und Ostsee, wobei das größte Thalasso-Zentrum Europas aktuell auf der Nordseeinsel Norderney zu finden ist.
Wofür eignen sich Thalasso-Anwendungen?
Heute denkt man beim Begriff Thalasso nicht mehr nur an therapeutische Anwendungen, sondern auch an Entspannung und Wellness. Thalasso-Angebote gibt es mit zwei unterschiedlichen Ausrichtungen:
- therapeutisch-medizinisch: Der Fokus der Anwendungen liegt auf dem Aspekt des Heilens.
- präventiv und kosmetisch: Hier stehen die Prävention und der Abbau von Stress im Mittelpunkt. Wohlbefinden und Entspannung sollen dabei verbessert, die eigenen Energiereserven aufgebaut werden.
Was gehört zur Thalasso-Therapie?
Um den Begriff Thalasso-Therapie europaweit einheitlich zu definieren und eine hohe Qualität sicherzustellen, hat der Europäische Heilbäderverband Kriterien festgelegt. Von Thalasso-Therapie darf man nur sprechen, wenn diese Voraussetzungen gegeben sind:
- Thalasso-Therapie ist ein integriertes Konzept zur Therapie, Gesundheitsförderung und Prävention. Sie wird unter ärztlicher Betreuung durch entsprechende Fachkräfte durchgeführt.
- Die unmittelbare Nähe zum Meer muss gegeben sein; das Meeresklima/Reizklima ist fester Bestandteil der Therapie.
- Neben lokal gewonnenem Meerwasser werden auch Meeresprodukte wie Algen oder Schlick für die Anwendungen genutzt.
- Die hohe Luftqualität mit allergenarmer, sauberer Meeresluft wird in der Therapie durch lange Aufenthalte im Freien nutzbar gemacht.
- Die Heliotherapie ist Teil des Konzepts; bei mangelnder natürlicher Sonnenstrahlung kann künstliche UV-Strahlung als Ergänzung dienen.
- Bewegungsprogramme werden in der Nähe des Meeresufers ausgeführt, ergänzend kommen gesundheitsbildende Maßnahmen hinzu.
Aerosole – das Meer in der Luft
Die Seeluft hat durch ihren hohen Gehalt an Mineralien und Spurenelementen eine besondere Wirkung auf den Körper. Wenn die Wellen brechen, gelangen feinste Meerwassertröpfchen in die Luft. Dieses maritime Aerosol hat gesundheitsfördernden Wirkungen und wirkt vitalisierend auf unseren Organismus. Je näher man dem Wasser ist, desto besser und höher ist der Gehalt an maritimen Aerosolen in der Luft. In einer Entfernung von 100 Metern beträgt dieser nur noch ein Zehntel.
Was macht Meerwasser so besonders?
Bereits im späten 19. Jahrhundert entdeckte der französische Biologe und Physiologe René Quinton, dass zwischen der mineralischen Zusammensetzung von Meerwasser und dem menschlichen Blutplasma große Ähnlichkeiten bestehen. Die Kombination der verschiedenen Salze im Meerwasser ist in allen Weltmeeren gleich. Lediglich der Gesamtsalzgehalt kann durch Einflüsse wie etwa Verdunstung oder Eisbildung variieren.
So beträgt etwa der Gesamtsalzgehalt im Mittelmeer rund 3,8 %, die Salzkonzentration im Toten Meer aber 28 %, also mehr als das Siebenfache. Neben Magnesiumchlorid und Magnesiumsulfat fällt der Gehalt an Natriumchlorid (Kochsalz) mit rund 78 % ins Gewicht. Aber auch Spurenelemente wie etwa Jod, Kalium oder Schwefel sind vertreten.
Algen-Power für die Haut
Auch die Natur unter Wasser bringt aufgrund des Salzgehalts, der besonderen Lichtverhältnisse und der Druckunterschiede im Meer einzigartige Lebensformen und Pflanzen hervor, die sich stark von denen an Land unterscheiden. Sie sind häufig voller wertvoller Wirkstoffe. So kommt etwa den Algen eine besondere Rolle zu. Durch ihre extrem hohe Nährstoff- und Mineraliendichte sind sie hervorragend geeignet für den Einsatz in Thalasso-Anwendungen und in der Kosmetik.
Da sich Algen durch Filtration des Meerwassers mit den benötigten Nährstoffen versorgen, enthalten z. B. 5 kg Algen die Spurenelemente und Mineralien von ca. 500 000 Litern Meerwasser. Sie sind damit von allen Pflanzen diejenigen mit der höchsten Mineralstoffdichte. Aufgrund ihrer vielseitigen, hoch bioaktiven Substanzen rücken Algen immer mehr in den Fokus für die Entwicklung von neuen Medikamenten und Wirkstoffen.
Die Wirkung von Algen
Algen haben eine vielfältige Wirkweise und bieten ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, sowohl in der Medizin als auch in der Kosmetik. Algen wirken:
- immunregulierend
- antientzündlich
- antioxidativ
- blutzuckerbeeinflussend
- antibakteriell
- reaktivierend auf den Energiestoffwechsel
Fazit: Maritime bioaktive Substanzen sind der wichtigste und am schnellsten wachsende Sektor im Gesundheitswesen. Angesichts der Tatsache, dass bisher nur rund fünf Prozent des Meeres erforscht worden sind, können wir in Zukunft noch mit vielen spannenden Entdeckungen und Entwicklungen in diesem Bereich rechnen – gerade auch in der maritimen Hightech-Kosmetik.
Carolin Bense
Die staatlich anerkannte Kosmetikerin und Kosmetikmeisterin verfügt über langjährige Erfahrung in der Kosmetikbranche. Sie ist selbstständig tätig im Bereich Konzeption, Durchführung von Schulungen/Webinaren sowie als Trainerin.