Radiofrequenz-Behandlungen bewirken u. a. eine Straffung der Haut

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Apparative & Medical // 14.11.2024

Apparative Kosmetik – der Haut-Booster im Winter

Apparative Kosmetik eignet sich gerade in der dunklen Jahreszeit wunderbar, um die Haut zu regenerieren und ihre Barriere zu stabilisieren. Hierfür stehen verschiedene Methoden und begleitende Pflegeprodukte zur Wahl. Wie sich die Haut mit Microneedling, Radiofrequenz & Co. sichtbar verbessern lässt, erklären Dr. Julia Mader und Dr. Nini Nielson.

Im Winter kommen Körper und Geist zur Ruhe und regenerieren. Allerdings stellen extreme Witterungsbedingungen für die Hautbarriere eine besondere Herausforderung dar. Dank der geringen UV-Belastung lassen sich diese Wochen jedoch systematisch nutzen, um kosmetische Behandlungen und Wirkstoffe einzusetzen, die in der sonnenreichen Jahresmitte aufgrund der Gefahr von kontraindikativen Reaktionen nicht empfehlenswert wären. Voraussetzung für eine sichtbare Verbesserung der Haut mithilfe apparativer Behandlungen ist es, Anwendung mit barriestärkender Pflege sowie einem hohen UV-Schutz zu kombinieren.

Winterlicher Hautpflege-Plan

Dieses Boosting-Programm hat den Fokus, Hautstrapazen und Lasten des Sommers wie Pigmentflecken, Verhornungen oder einen fahlen Teint zu egalisieren und die Zellregeneration in der Haut anzukurbeln. Ziel ist es, die Haut in einen möglichst gesunden, starken und homogenen Ausgangszustand zu bringen und sie so bereits auf den bevorstehenden Frühling vorzubereiten. Eine Reihe von potenten apparativen kosmetischen Verfahren mit unterschiedlichsten physikalischen Wirkansätzen ist geeignet, die Reparaturmechanismen und den Zellstoffwechsel zu beschleunigen und die Haut aufnahmefähiger für Aktivwirkstoffe zu machen. Die Heimpflege sollte die kosmetischen Verfahren ergänzen, minimal reizen und hautschützend sein.

Welche Wirkstoffe schützen die Haut?

Da auch apparative kosmetische Verfahren zu einer Schwächung des Hautschutzes beitragen, sollten Sie Hautregeneration und -schutz unbedingt durch die richtige Pflege unterstützen. Diese sollte vor allem minimal reizend und maximal hautregenerierend sein.

  • Unmittelbar nach den apparativen Behandlungen kann z. B. ein Kollagenvlies für Symptomlinderung und Reparation sorgen.
  • Für die Heimpflege sind Produkte für sensitive Haut empfehlenswert, die feuchtigkeitsspendende, reparierende und schützende Wirkstoffe enthalten.
  • Zum Schutz der Hautbarriere tragen Squalan, Panthenol, Urea, Hyaluronsäure, Ectoin, Ceramide, Niacinamid sowie Probiotika bei.
  • Gute Feuchtigkeitsspender sind Hyaluronsäure, Glycerin und Algenextrakte.

Ist die Hautbarriere wieder intakt, kann die Heimpflege durch zellaktivierende Wirkstoffe ergänzt werden. Sie unterstützen das Gesamtresultat eines Behandlungszyklus von apparativen Behandlungen. Hier bieten sich eine Kombination aus Zellregulatoren und antioxidativ agierenden Wirkstoffen an, etwa Vitamin C, Vitamin E, Samphira-Öl, Peptide oder Vitamin A.

Was bewirkt apparative Kosmetik?

Es gibt eine Vielzahl an apparativen Behandlungen im Institut, mit denen sich die Haut gezielt und sichtbar verbessern lässt. Entscheidend dabei ist, die Behandlung bzw. Methode genau auf das Hautbild sowie auf die Erwartungen der KundInnen abzustimmen. Für einen Behandlungserfolg und zufriedene Kundinnen ist es empfehlenswert, die Behandlungen regelmäßig als Kur zu wiederholen und die Wirkstoffe im Institut sowie für die Heimpflege auf die Behandlung abzustimmen.

Was sind transdermale Behandlungen?

Bei transdermalen Behandlungen werden Wirkstoffe durch bzw. in die Haut eingeschleust. Es sollten ausschließlich Wirkstoffe verwendet werden, die für diese Behandlungen zugelassen sind und die in die Haut penetrieren dürfen. Zudem sollte ein potenter Sonnenschutz mit einem LSF von mindestens 30 auch in den Wintermonaten verwendet werden, um Hautschäden und Hautalterung vorzubeugen.

Hydrafacial

Hydrafacial ist ein patentiertes Vier-Schritte-Vortex-Fusion-Verabreichungssystem. Es umfasst Abrasion, Fruchtsäurepeeling, Ausreinigung und Boosting. Für die verschiedenen Schritte werden unterschiedliche Aufsätze und Wirkformulierungen verwendet.

  • In Schritt 1 werden abgestorbene Hautschüppchen mithilfe eines rotierenden Geräteaufsatzes abgetragen.
  • Schritt 2 ist die Anwendung eines Fruchtsäure-Peelings (Glysal-Peeling).
  • Bei Schritt 3 werden durch ein Vakuum Unreinheiten und Talgablagerungen abgesaugt.
  • Schritt 4, das Boosting, besteht aus einer auf den Hautzustand individuell abgestimmten Wirkkonzentraten und einer LED-Lichttherapie. Dabei wird blaues Licht in Wellenlängen zwischen 420 und 480 Nanometern (wirkt antientzündlich und hormonregulierend) oder rotes Licht zwischen 580 und 660 Nanometern (stimulierend, regenerierend und kollagenanregend) auf die Haut gebracht. Auch eine Kombination beider Lichtarten ist denkbar.

Transdermale Applikation (TDA)

Die transdermale Applikation (TDA, Dermadrop) ermöglicht das Einschleusen von aktiven Wirkstoffen in tiefere Hautschichten. Das Wirkprinzip dieser Behandlung beruht auf der Trägersubstanz LP3, die bei der Behandlung mit Sauerstoff aktiviert wird. Dies ermöglicht die Penetration in tiefere Schichten der Epidermis, wodurch aktive Wirkstoffe in die Haut transportiert werden. Die Behandlung erfolgt in vier Schritten:

  • Bei Schritt 1 wird im TDA-Handstück das LP3 mit reinem Sauerstoff zusammengeführt.
  • Dieser Mikromolekül-Komplex wird in Schritt 2 mit sehr hohen Geschwindigkeiten auf die Haut aufgebracht, wodurch dann in
  • Schritt 3 die Hautbarriere penetriert wird und die aktiven Wirkstoffe eindringen können.
  • In Schritt 4 bilden die Wirkstoffe in der Haut Depots, wodurch Zellteilung und Regeneration nachhaltig angeregt werden.

Je nach Hautzustand und gewünschtem Ergebnis werden bei der TDA-Behandlung gezielt Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Vitamine oder Antioxidantien verwendet.

Jetpeel

Jetpeel ist eine geschützte Marke. Dahinter verbirgt sich eine Kombinationsbehandlung aus Exfoliation und transdermaler Einschleusung von Aktivwirkstoffen durch induzierte Mikrokanäle in die Haut. Die Technologie entstammt der Raumfahrt. Beim Jetpeel wird ein auf Überschallgeschwindigkeit von über 700 Stundenkilometern beschleunigter Jetstream auf die Haut gerichtet. Dieser besteht aus einem Wasser-Gas-Gemisch. Die feinen Aerosolstrahlen exfolieren je nach Applikationswinkel des Handstücks die Haut oder aber öffnen feinste feinste Mikrokanäle in ihr. Dadurch lassen sich hocheffektive Wirkstoffe durch Hydroporation in die tieferen Hautschichten schleusen. Für die Jetpeel-Behandlung stehen eine Vielzahl von Wirkstoffkonzentraten zur Verfügung – von Fruchtsäuren über Barrierestabilisatoren, hautberuhigende Zusätze und Antioxidantien bis hin zu Zellregulatoren wie Peptidkomplexen.

Was sind intradermale Behandlungen?

Intradermal bedeutet “innerhalb der Dermis gelegen”. Mit diesen Methoden wird also in der Lederhaut gearbeitet.

Microneedling

Microneedling ist ein etabliertes, hocheffektives kosmetisches Verfahren, um die Haut zu verjüngen und zu regenerieren. Bei der Behandlung werden der Haut mittels technischem Device durch Handstücke mit chirurgischen Nadelaufsätzen präzise Mikroverletzungen zugeführt. Idealerweise liegt die Eindringtiefe im kosmetischen Bereich bei maximal 0,5 mm. Die kontrollierten Verletzungen aktivieren eine Wundheilungskaskade, die zu einer Ausschüttung von vielfältigen Wachstumsfaktoren führt. Diese sind für eine Vielzahl an Prozessen in der Haut essenziell. Ergebnisse dees Microneedlings sind u.a. eine gesteigerte Kollagen- und Elastinsynthese sowie eine gesteigerte Hyaluronsäureproduktion. Die Geweber-Remodellierung zeigt sich optisch durch ein verbessertes Volumen und eine gesteigerte Elastizität. Die gesamte Hautqualität ist verbessert.

Was ist beim Microneedling zu beachten?

Generell ist die Behandlung gut verträglich. Gängige Nebenwirkungen können Schmerzen während der Behandlungen oder Hautrötungen und -irritationen sowie milde Ödeme sein. Für sichtbare und anhaltende Effekte ist das Microneedling als Kur von vier bis sechs Behandlungen im Abstand von 14 Tagen empfehlenswert. Die geschaffenen Mikrokanäle fördern die Penetration von aktiven Wirkstoffen bis tief in die Haut. Hierzu zählen je nach Hautzustand und Behandlungsziel vor allem Hyaluronsäure, Vitamin C und A.

Radiofrequenzbehandlung

Radiofrequenz ist mittlerweile weit verbreitet und es gibt eine Vielzahl an Geräten für diese Behandlung. Auch wenn die Technik hinter den einzelnen Geräten sich unterscheidet, ist das Wirkprinzip sehr ähnlich: Die Haut wird gezielt erwärmt. Das regt die Kollagenproduktion an, was sich allem in einer Straffung der Haut zeigt. Außerdem lassen sich verbessern sich die Regeneration, Elastizität und Festigkeit der Haut verbessern. Je nach Gerät ist ebenfalls ein Aufbau von Volumen möglich.

Radiofrequenz kombiniert mit Microneedling

Die beiden Methoden werden zunehmend miteinander kombiniert. Zusammen wirken sie synergistisch und führen zu schneller sichtbaren Veränderungen der Haut.

  • Bei der Kombinationsbehandlung wird die Wärmeenergie über die Nadeln des Microneedling-Geräts in die tieferen Hautschichten abgegeben.
  • Die Mikroverletzungen regen die Wundheilung an, was die Kollagen- und Elastinsynthese induziert.
  • Zusätzlich wird das Gewebe durch die Wärme der Radiofrequenz gestrafft.

Diese Kombinationsbehandlung kann je nach Intensität und Empfindlichkeit der Haut eine kleine Downtime von ein bis zwei Tagen mit sich bringen. Auch können direkt nach der Behandlung Rötungen, Schwellungen und ein starkes Wärmegefühl im behandelten Areal auftreten. Hier hier werden wie beim Microneedling gezielt Wirkstoffe in die Haut gebracht.

Mikrodermabrasion

Die Mikrodermabrasion hat sich als oberflächliches mechanisches Peeling etabliert. Mittels Sandstrahlprinzip werden durch hohe Druckgeschwindigkeit mikrofeine Kristalle auf die Haut appliziert und unmittelbar abgesaugt. Dies bewirkt eine Exfoliation: Schüppchen und Verhornungen werden abgetragen und das Mikrorelief der Haut verfeinert. Gleichzeitig induziert die Mikrodermabrsion die Erneuerung und Reinigung der Haut und macht sie aufnahmefähiger für Wirkstoffe. Eine Vorbereitung der Haut mit Enzym- oder Fruchtsäurepeeling ist effizient und empfehlenswert. Die Mikrodermabrasion bietet sich an:

  • zur Behandlung der Hautoberfläche,
  • zur Glättung von feinen Linien und Fältchen,
  • zur Verfeinerung von Narben,
  • zur Reduzierung von Hyperpigmentierungen.

Nach der Mikrodermabrasion

Im Anschluss an eine Mikrodermabrasion ist die Haut aufnahmefähiger für potente Aktivwirkstoffe. Das können bei der Abschlusspflege z. B. Cosmeceuticals sein, die auf den jeweiligen Hautzustand abgestimmt sind. Eine passende Heimpflege ist für den Langzeiteffekt sinnvoll. Da die Haut ca. drei Tage braucht, um ihre Barriere zu reparieren, sind externe Reize zu vermeiden. Ergänzende Pflegeprodukte mit hautregenerierenden Wirkstoffen wie Panthenol, Ectoin und Linolsäure sind empfehlenswert. Außerdem ist – wie bei allen anderen Behandlungen – auch im Winter ein hoher UV-Schutz mit Breitbandfilter notwendig. Die Ergebnisse der Mikrodermabrasion sind besonders effektiv bei einem Behandlungszyklus von sechs bis zwölf Anwendungen im Abstand von sieben bis 14 Tagen, je nach Hautzustand.

Dr. Julia Mader, Dr. Nini Nielson

Die promovierten Kosmetikwissenschaftlerinnen Dr. Nini Nielson und Dr. Julia Mader führen seit 2019 eine gemeinsame Beratungsagentur für Kosmetikfirmen. Mit SKŌUD Skin Health haben sie ihr Forschungswissen zur Gesunderhaltung der Haut erstmals in Form einer eigenen Kosmetiklinie zugänglich gemacht.