Onkologische Kosmetik – Hautpflege supersanft
„Es macht mich glücklich, diese Aufgabe wahrnehmen zu dürfen“, sagt Ina Espig, wenn sie über die Behandlung und Betreuung von an Krebs erkrankten Kundinnen spricht. Wir haben die Kosmetikmeisterin gefragt, worauf es dabei vor allem ankommt.
KOSMETIK international: Sie haben sich im Bereich onkologische Kosmetik weitergebildet. Wie kam es, dass Sie sich gerade für dieses Thema interessierten?
Ina Espig: Um die Beratung und ganzheitliche Fürsorge intensivieren und noch tiefgreifender arbeiten zu können, was die Verbesserung der Haut betrifft, habe ich die onkologische Kosmetik fokussiert. Einfühlsam sein, die Balance, die richtigen Worte finden und besonders gut auf die Kundin eingehen können – darin sehe ich meine Stärken. Andererseits rückt das Thema Krebs, vor allem Brustkrebs, immer mehr in den Mittelpunkt. Die onkologische Weiterbildung intensiviert grundsätzlich noch einmal das Grundwissen über die Pflege und Regeneration von sensibler, trockener Haut. Zudem wird auf die speziellen Behandlungsabläufe sowie Grundregeln bei Krebspatientinnen eingegangen. Eine ganz wichtige Rolle spielt u. a. die dekorative Kosmetik und die Verschönerung des Gesamtbildes der Kundin durch Tücher etc. Alle diese Dinge kann ich bei mir im Institut sehr gut umsetzen.
Was ist für Kundinnen in einer Krebstherapie besonders wichtig, welche Bedürfnisse haben sie?
Da habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Es gibt die „starke“ Frau, die sich in kürzester Zeit mit ihrer Diagnose und den Umständen selbst auseinandersetzt und sich einigermaßen gut arrangieren kann. Dann gibt es Frauen, die damit völlig überfordert sind – und es gibt Frauen, deren ganze Aufmerksamkeit und Kraft durch die Diagnose in Anspruch genommen wird. Die Angst an sich bleibt bei jeder Kundin. Das erste und wichtigste ist herauszufinden, welche Kundin ich vor mir habe, was sie möchte, wie weit sie sich öffnen und wie viel Hilfe sie bekommen will. Vor allem geht es darum, der Kundin die Scheu zu nehmen und ihr Vertrauen zu gewinnen, damit sie sich mir mit ihren Problemen, Ängsten und Sorgen anvertrauen kann. Dazu gehört auch, dass sie sich traut, ihre Perücke abzunehmen. Dann gilt es, die richtigen Lösungsansätze zu finden.
Was die Kundin jetzt braucht
Mal bedarf es einfach nur eines Gesprächs über die mit der Diagnose verbundenen Probleme. Die eine Kundin hat z. B. schon immer viel Wert auf ihr Äußeres gelegt und möchte diesen Zustand weiterhin erhalten. Andere sehen in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg mehr und möchten das nicht mehr. Alle Kundinnen haben jedoch Probleme mit ihrer Haut, den Haaren, Nägeln und Schleimhäuten. Hier ist nicht allein das Fachwissen ausschlaggebend, sondern auch das richtige Bauchgefühl: Wie reagiere ich angemessen und überfordere die Kundin nicht? Es kommt vor allem darauf an, dass sie das Institut zufriedener und glücklicher verlässt, als sie gekommen ist. Dann hat man alles richtig gemacht! Bei der Behandlung von Krebspatientinnen geht es in erster Linie um Gespräche und Beratung. Die Kundin dankt es Ihnen immer – und Sie bekommen stets mehr zurück, als sie geben. Und mit dem richtigen Erstgespräch und der notwendigen Fachkenntnis kommt das Vertrauen der Kundin und dann auch der Umsatz von alleine.
Welche Hautzustände ergeben sich aus den Krebstherapien?
Durch eine Krebstherapie wird die Haut nahezu immer mit beeinträchtigt, sie kann sehr trocken und atrophisch werden. Es kann zu aktinischen Hautschäden kommen. Die Hautbarriere wird empfindlich gestört und die Sebumsekretion kann zurückgehen. Ein sichtbares Zeichen ist eine trockene Haut aufgrund des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL) und eine Rötung (Erythembildung). Das kann zu sehr intensiven Irritationen führen. Die Schleimhäute werden trocken und gereizt, die Haut rot und empfindlich, sie kann auch abschuppen. Durch eine hohe Strahlendosis und bei starken Schäden der Basalschicht kann sich die Barriereschicht nässend ablösen. Generell spricht man von einer sensiblen, sehr trockenen Haut.
Ina Espig/Karin Maier