Hamamelis bei Hautproblemen
Nur wenige pflanzliche Wirkstoffe haben so weitreichende, effektive Anwendungsbereiche bei Hautproblemen wie die der Hamamelis. Die Zaubernuss wird in der Kosmetik für ihre adstringierenden und hautberuhigenden Eigenschaften sehr geschätzt. Mehr von Autorin Liane Jochum.
Es gibt kaum eine kuriosere Heilpflanze als die Zaubernuss. Mitten im Winter, während andere Pflanzen noch mit Schnee bedeckt sind, öffnet die Hamamelis ihre zotteligen gelben Blüten. Ein süßer Duft erfüllt die kalte Winterluft und lässt uns auf einen baldigen Frühling hoffen. Erst im darauffolgenden Sommer bilden sich die Früchte als eiförmige, behaarte Kapseln. Nach der Reife springen sie mit einem hörbaren Knall auf und schleudern ihre Samen bis zu vier Meter weit.
Heilwirkung mit Tradition
Die Hamamelis virginiana ist in Nordamerika beheimatet und wurde bereits von den Cherokee-Indianern verwendet. Deren Medizinmänner sammelten in den Sommermonaten die Blätter, Zweige und Rinde der Hamamelis-Sträucher. Die daraus hergestellten Teeaufgüsse verwendeten sie sowohl als Schmerzmittel als auch bei Erkältungen und Hautverletzungen. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Hamamelis auch in Europa weit verbreitet, ziert viele Parks und Gärten. Als Geheimtipp gegen Nasenbluten galten damals Nasentamponaden aus getrockneten Hamamelis-Blättern. Auch die Behandlung von Hämorrhoidalleiden mit der Zaubernuss war bereits gängige Praxis. Heute sind Blätter und Rinde von Hamamelis als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Sie sind u. a. zugelassen zur Linderung leichter Hautverletzungen und -entzündungen (auch Neurodermitis), Krampfaderbeschwerden, wie schwere, schmerzende Beine und sonnengeschädigter Hautpartien.
Viele Gerbstoffe und Flavonoide
Hamamelis wirkt juckreizstillend, antibakteriell, wundheilungsfördernd und besitzt nachweislich die Fähigkeit, UVB-lichtbedingte DNA-Schäden an den Zellen zu mindern. Die in Hamamelis enthaltenen Tannine verringern die Durchblutung in den feinen Kapillargefäßen und vermindern entzündliche Hautreaktionen. Die antioxidativen Eigenschaften der Zaubernuss sind deutlich ausgeprägter als bei Vitamin E. Besonders wertvoll für die Hautpflege sind die vielen, besonders gut verträglichen Gerbstoffe und Flavonoide, die in Extrakten aus Rinde und Blättern enthalten sind. Deshalb wird Hamamelis als eines der besten adstringierenden pflanzlichen Mittel eingestuft.
Hamamelis drosselt den Talgfluss
Durch den zusammenziehenden Effekt auf die hauteigenen Eiweißbausteine verengen sich die Poren und der Talgfluss wird leicht gedrosselt. Dadurch wird die Entstehung von Hautunreinheiten verhindert. Die in der Hamamelis enthaltenen Proanthocyanidine wiederum fördern die Zellteilung der Keratinozyten und vermindern transepidermalen Wasserverlust. Es bildet sich so eine feine Schutzschicht, die Entzündungen hemmt und die Produktion neuer Hautzellen ankurbelt. Außerdem reduziert Hamamelis die Wirkung freier Radikale und wirkt sich so positiv auf den Alterungsprozess aus.
Zaubernuss – für verschiedene Hauttypen
Die Zaubernuss steckt heute in vielen Kosmetikprodukten und ist ideal für Mischhaut, die durch Cremes, Gesichtswasser und Reinigungsmilch mit Hamamelis rasch ihre Balance wiederfindet. Aber auch zur Pflege trockener, normaler und atrophischer Haut, da sie gerade bei Kälte und Heizungsluft neue Geschmeidigkeit bringt und Feuchtigkeit bewahrt. Sie sorgt für einen frischen, rosigen Teint und kommt auch in vielen Männerprodukten, wie z. B. After Shave zum Einsatz. Das herb-krautig duftende Hamameliswasser, ein Hydrolat aus Blättern und Rinde der Heilpflanze eignet sich ganz besonders für den Einsatz im Institut – als erfrischendes Gesichtswasser oder zum Anrühren oder Anreichern von Masken und Packungen. In Kombination mit Rosenwasser hilft es der Haut, sich zu regenerieren. Hamameliswasser eignet sich zudem als Grundlage für selbstgemischte Deosprays. In eine Pumpflasche gefüllt dient es im Sommer als erfrischendes Körperspray.
Mythen und Legenden: Als Zauberpflanze (Zaubernuss) wurde Hamamelis durch die europäischen Siedler im 19. Jahrhundert bekannt, die in dem Strauch einen Verwandten des Haselnussbaumes (dessen Zweige wurden in Europa zur Herstellung von Wünschelruten genutzt) vermuteten. Bei den Schamanen der Indianer werden die Blätter schon lange als Zaubermittel eingesetzt, um mit den Geistern ihrer Ahnen in Kontakt zu treten.
Pflegetipps mit Hamamelis
Hamameliswasser beruhigt empfindliche Kopfhaut und lindert den Juckreiz. Gegen Tränensäcke und dunkle Augenringe helfen Augenkompressen, die mit Hamamelishydrolat benetzt sind. Ein kühler Sprühstoß mit Hamameliswasser beruhigt die Haut nach dem Sonnenbaden und kann vorbeugend gegen Schwangerschaftsstreifen helfen oder bestehende Dehnstreifen aufhellen. Im Haushalt kann das Pflanzenwasser zum Entfernen von Flecken, zur schonenden Reinigung von Schmuck und zur Neutralisierung von Gerüchen eingesetzt werden.
Rezepturen für die Haut- und Körperpflege
- Hamamelis-Tinktur: Hamamelisblätter gut zerkleinern und bis etwa zur Hälfte in ein verschließbares Glas füllen. Mit Alkohol (38-prozentiger Wodka oder Korn) übergießen und das Glas gut verschließen. 14 Tage lang ausziehen lassen, dabei täglich gut schütteln. Danach abseihen und in dunkle Flaschen füllen. Verwendung: Zwischen 15 und 25 Tropfen in 250 ml Wasser verdünnen und mit einem Wattepad auf die Haut auftragen.
- Hamamelis-Deospray: Hierfür benötigen Sie 50 ml Hamameliswasser, 1 Teelöffel Natron, 25 g Aloe vera-Gel, 6 bis 8 Tropfen ätherisches Pfefferminz-, Salbei- oder Lavendelöl, 2 Tropfen ätherisches Teebaumöl (bekämpft zusätzlich Bakterien). Das Hamameliswasser erwärmen, Natron einrühren bis es sich aufgelöst hat und die Mischung abkühlen lassen. Anschließend das Aloe vera-Gel und ätherische Öle einrühren und in eine Sprühflasche abfüllen. Kühl und dunkel aufbewahrt hält sich das Deo bis zu drei Monate.
Liane Jochum
ist Gründerin und Leiterin der Naturkosmetikschule Academia Balance Deutschland sowie Inhaberin der Academia Balance Swiss. Die Buchautorin, Fachjournalistin und Referentin ist ausgebildete Naturkosmetikerin, Wellness- und Ayurveda-Therapeutin.