Wie der Klimawandel die Haut beeinflusst
Der Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gesundheit. Wie die Erderwärmung und andere Faktoren die Haut schädigen, erklärt unsere Autorin Dr. Meike Streker.
Laut Umweltbundesamt kann der Klimawandel zukünftig zu einer Zunahme an weiteren Extremwettererscheinungen mit direkter, potenzieller Gesundheitsbedeutung führen. Dazu zählen vor allem die Auswirkungen von Hitze, Stürmen und Orkanen sowie Hochwasser bzw. Überschwemmungen, bedingt durch Stark- oder Dauerregen. Eine weniger diskutierte, aber dennoch wichtige Facette des Klimawandels ist der Einfluss auf unser größtes Organ – auf unsere Haut. Die offensichtlichste Auswirkung ist dabei die direkte Gesundheitsgefährdung durch eine erhöhte ultraviolette (UV-)Strahlung, die sich sowohl akut (kurzfristig), als auch chronisch (langfristig) äußert. Zu den akuten Effekten einer erhöhten UV-Strahlung zählt der Sonnenbrand auf der Haut. Langfristig dominieren eine vorzeitige Hautalterung sowie ein deutlicher Anstieg der Hautkrebsrate. Letztere steigt seit Jahrzehnten in Deutschland und auch weltweit stetig an. Der Klimawandel könnte diesen Anstieg noch verschärfen, da die Zahl der Sonnenstunden zunimmt.
Verdopplung der Hautkrebsfälle bis 2030
Zudem zeigen Auswertungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), dass in Jahren mit einer hohen Sonnenscheindauer auch die akkumulierten Tagessummen der sonnenbrandwirksamen UV-Bestrahlungsstärke erhöht sind. Diese Tatsache sowie ein häufiger und längerer Aufenthalt im Freien bei sonnigem Wetter erhöhen die individuelle UV-Strahlenbelastung und das Hautkrebsrisiko. Wie sehr der Klimawandel die dermatologische Arbeit beeinflusst, zeigt sich darin, dass die aktuelle S3-Leitlinie zur Prävention von Hautkrebs 2021 um das Kapitel „Klimawandel und UV-Strahlung“ erweitert wurde. Mediziner erwarten, dass sich die Zahl der Hautkrebsfälle bis 2030 verdoppeln wird.
Wärme lässt uns schneller altern
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 deutet darüber hinaus darauf hin, dass die Veränderung der Klimafaktoren im Rahmen der globalen Erderwärmung den Hautalterungsprozess wesentlich beeinflussen. Die Forscher konnten einen positiven Zusammenhang zwischen einem erhöhten Hitzeindex und unterschiedlicher Hautalterungsmerkmale der Gesichtshaut wie Altersflecken und Falten evaluieren. Die Zusammenhänge waren umso ausgeprägter, je höher der jeweilige Hitzeindex war. Der Hitzeindex setzt sich aus der Außentemperatur und der Luftfeuchtigkeit zusammen. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass der Hitzeindex einen weiteren Schlüssel der extrinsischen Hautalterung darstellt. Diese Daten werden von experimentellen Untersuchungen bestätigt: Sie zeigen, dass Hautmodelle bei leicht erhöhten Temperaturen im Vergleich zu solchen bei normalen Temperaturen verstärkte Pigmentierung aufweisen. Die Forscher erklären dieses Phänomen durch eine durch oxidativen Stress ausgelöste Neosynthese von Melanin. Ferner wirken sich extreme Temperaturschwankungen und niedrige Luftfeuchtigkeit, die häufig mit dem Klimawandel einhergehen, negativ auf die Physiologie der Haut aus: Sie trocknen sie aus und beeinträchtigen ihre Barrierefunktion.
Dr. Meike Streker
ist Kosmetikwissenschaftlerin mit umfassender Erfahrung im Bereich kosmetischer und klinischer Forschung. Sie ist Dozentin am Fachbereich Kosmetikwissenschaft der Uni Hamburg und als Referentin auf Fachkongressen, Trainerin sowie Fachautorin aktiv.