Foto: stock.adobe.com/R RWirestock Creators

Dermatologie & Ästhetik // 20.11.2024

Nagelpsoriasis erkennen

Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) zeigen sich häufig auch an den Nägeln. Der Leidensdruck der Patienten ist groß. Dr. med. Cora Christ schildert, wie Sie Nagelpsoriasis erkennen und betroffene Kunden Hand in Hand mit dem behandelnden Facharzt unterstützen können. 
 
Die Verbreitungsrate von Schuppenflechte liegt in Deutschland bzw. Europa bei rund zwei Prozent. Damit ist sie die zweithäufigste chronisch entzündliche Erkrankung der Haut nach Neurodermitis. Neben der Haut können auch Nägel und Gelenke von Psoriasis betroffen sein.

Welche Ursachen hat Psoriasis?

Es gibt Hinweise auf eine genetische Ursache der Erkrankung. Wenn ein Elternteil betroffen ist, tritt Psoriasis mit 15-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf, sind beide Eltern betroffen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 %. Zusätzlich kann die Erkrankung auch durch Umweltfaktoren wie Stress, Infektionen und Verletzungen getriggert werden. Begleiterkrankungen wie Depression, Fettleibigkeit und ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte sind bei Schuppenflechte bekannt und sollten beim ganzheitlichen Therapieansatz mit bedacht werden.

Welche Symptome treten auf?

Psoriasis basiert auf einem Ungleichgewicht der Immunzellen im Körper. Dieses bedingt eine vermehrte Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen, was wiederum dazu führt, dass die Hautzellen die „Wanderung“ von der untersten Hautschicht bis zur Abschuppung siebenmal schneller durchlaufen als beim Hautgesunden.

Klinisch sieht man an der Haut grob schuppende, rote, münzgroße Hauterhebungen, die auch Plaque genannt werden. Diese befinden sich meist im Bereich der Knie- und Ellenbeugen, können aber auch Gesicht und Kopfhaut befallen.
Die Nägel sind bei bis zu 50 % der Patienten in Mitleidenschaft gezogen. Dabei können nur ein Nagel, aber auch alle 20 Nägel betroffen sein – und zwar häufiger bei Patienten, deren Gelenke ebenfalls betroffen sind. Der Nagel wird von der Nagelmatrix gebildet und wächst am Nagelbett entlanggleitend heraus. Die Schuppenflechte führt zu einer chronischen Entzündung und dadurch zur Störung des Nagelwachstums. Fingernägel sind deutlich häufiger betroffen als Zehennägel.

Wie sieht eine Nagelpsoriasis aus?

An den Nägeln zeigen sich je nach Matrix- oder Nagelbettbeteiligung unterschiedliche Symptome.

  • Ist die Nagelmatrix betroffen, kommt es zu sogenannten Tüpfelnägeln. Hier kann man Grübchen in der Nagelplatte tasten. Tüpfelnägel sind die häufigste Veränderung bei Nagelpsoriasis, sind jedoch nicht spezifisch und können auch bei anderen Hauterkrankungen auftreten. Sie wachsen langsam mit den Nagel aus.
  • Typisch für die Nagelbettbeteiligung bei Schuppenflechte sind sogenannte Ölflecken. Sie entstehen aufgrund der Parakeratose, einer Verhornungsstörung der Haut. Diese wird durch die beschleunigte Wanderung der Hautzellen von der untersten zur obersten Hautschicht hervorgerufen. Ölflecken sind spezifischer für Psoriasis und typischerweise gelblich bis rötliche, stecknadelkopfgroße Flecken, die nicht zu tasten sind, da sie im Nagelbett entstehen.
  • Ist die Schuppenbildung sehr stark, kann sich der Nagel vom Nagelbett lösen, was auch Onycholyse genannt wird.
  • Die Maximalform der Nagelpsoriasis wird als Krümelnägel bezeichnet. Hier sind Nagelmatrix und -bett schwer betroffen. Die Nagelbildung ist so gestört, dass das Nagelmaterial nur noch krümelig dem Nagelbett aufsitzt.

Sonderform der Nagelpsoriasis

Eine Sonderform der Nagelpsoriasis ist die Acrodermatitis suppurativa Hallopeau. Hier kommt es zu wiederauftretenden Pusteln, meist nur an einem Finger oder Zeh. Aufgrund der Pusteln wird die Erkrankung häufig fälschlicherweise als bakteriell eingeordnet und fehlbehandelt. Bei dieser Form der Nagelpsoriasis sind die Pusteln steril – also nicht ansteckend. Aufgrund der chronischen, starken Entzündung kann es zum Verlust des gesamten Nagels führen.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr!

Nagelpsoriasis kann leicht mit anderen Hautkrankheiten verwechselt werden, etwa mit einer Pilzerkrankung, die sehr ähnlich aussieht. Hier sind jedoch die Zehennägel häufiger involviert als die Fingernägel. Zur Diagnosesicherung sollten Sie betroffenen Kunden empfehlen, einen Facharzt aufzusuchen. Dieser kann Nagelmaterial mittels Kultur oder PCR-Test untersuchen und – je nach Diagnose – die entsprechende Therapie einleiten.

Selten führen Gelnägel zu ähnlichen Nagelveränderungen. Es fehlen jedoch die für Psoriasis charakteristischen Anzeichen wie Tüpfelnägel oder Ölflecken. Auch kann sich eine allergische Reaktion auf Inhaltsstoffe der Gelnägel wie Acrylatmonomere mit einem ähnlichen klinischen Bild an den Nägeln äußern.

Was ist bei der Nagelpflege zu beachten?

  • Psoriatische Nägel sind meist weicher und brüchiger. Hier empfiehlt sich unbedingt eine gute, professionelle Nagelpflege. Die Nägel sollten dabei kurz geschnitten werden
  • Die Zehennägel profitieren von einer regelmäßigen medizinischen Fußpflege, die zu empfehlen ist.
  • Raten Sie Ihren Kunden, Nagelhäutchen weder zurückzuschieben noch abzubeißen, um ein bestmögliches Nagelwachstum zu gewährleisten.

Vor Feuchtigkeit schützen

Hydroxypropyl-Chitosan-Nagellack zeigt in klinischen Untersuchungen eine signifikante Verbesserung bei Nagelpsoriasis und stärkt nachweislich den Nagel. Für Arbeiten, bei denen Feuchtigkeit oder reizende Stoffe wie Putzmittel im Spiel sind, sollten Betroffene Handschuhe überstreifen. Als zusätzlichen Schutz der Nägel kann man darunter noch dünne Baumwollhandschuhe tragen. Insgesamt sollten die Nägel bestmöglich sauber und trocken gehalten werden.

Fazit – Nagelpsoriasis lindern

Die Behandlung von Nagelpsoriasis gestaltet sich sehr schwierig und langwierig und ist Aufgabe eines Facharztes. Da die chronisch entzündliche Erkrankung auch Haut und Gelenke befällt, sollten diese Organe untersucht werden. Je nach Ausmaß der Erkrankung kann der Mediziner eine alleinige topische, antientzündliche Therapie mit Steroiden oder Vitamin D-Präparaten oder eine Systemtherapie empfehlen.

Nagelpsoriasis ist aufgrund der damit einhergehenden funktionellen und ästhetischen Beeinträchtigungen eine große Belastung für die Betroffenen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist äußerst wichtig, um Betroffenen optimal zu helfen. Gemeinsam können Ärzte und Podologen den Patienten begleiten und ihm die bestmögliche Therapie zukommen lassen.