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Dermatologie & Ästhetik // 07.08.2024

Hautkrebs – die wachsende Gefahr

Hautkrebs gilt als die häufigste Krebserkrankung des Menschen. Die Zahl der Fälle hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Neben der Prävention durch UV-Schutz ist die Früherkennung entscheidend. Hier ist auch das geschulte Auge der Kosmetikerin gefragt!

Was ist Hautkrebs?

Der Begriff Hautkrebs fasst verschiedene Krebserkrankungen des Hautorgans zusammen. Er beschreibt von der Haut ausgehende maligne (bösartige) Neubildungen. Diese treten in vielgestaltigen Formen in Erscheinung. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen schwarzem und hellem (weißem) Hautkrebs.

Wie das Ärzteblatt berichtet, zeigt eine aktuelle Analyse der Kaufmännischen Krankenkasse, dass im Jahr 2022, verglichen mit 2012, bei 31 Prozent mehr Frauen und Männern in Deutschland ein malignes Melanom diagnostiziert wurde. In Bezug auf weißen Hautkrebs zeigte diese Auswertung eine Erhöhung der Zahl der betroffenen Versicherten in diesem Zeitraum um rund 60 Prozent. Die Behandlung der künftigen Hautkrebsfälle wird durch deren hohe Anzahl bei einer begrenzten Anzahl verfügbarer Dermatologinnen und Dermatologen eine besondere Herausforderung darstellen. Es ist zu erwarten, dass die Prävention von Hautkrebserkrankungen in der Zukunft einen noch höheren Stellenwert einnehmen wird als bisher.

Was ist ein malignes Melanom?

Viele Menschen assoziieren mit Hautkrebs den schwarzen Hautkrebs, der auch als malignes Melanom bezeichnet wird. Seinen Ursprung hat das maligne Melanom dabei in den Pigmentzellen der Haut, den Melanozyten. Ein malignes Melanom kann sich durch Veränderungen an bereits bestehenden Muttermalen oder durch neu auftretende Muttermale bemerkbar machen. Es gilt als die schwerste Form von Hautkrebs, ist bei frühzeitiger Diagnosestellung und operativer Therapie aber zu 100 Prozent heilbar. Wird das maligne Melanom jedoch zu spät bemerkt, kann es bereits Metastasen im Körper gebildet haben, die schwieriger zu behandeln sind. Die Erkrankung kann dann tödlich verlaufen. Schwarzer Hautkrebs ist gefährlicher als heller Hautkrebs, aber auch deutlich seltener.

Die Subtypen des malignen Melanoms

Beim malignen Melanom lassen sich verschiedenen Subtypen unterscheiden:

  • Das Superfiziell Spreitende Melanom stellt die häufigste Form dar. Es ist für ca. 60 Prozent der Fälle verantwortlich. Häufig tritt es an Rücken, Brust, Armen oder Beinen auf und breitet sich – in der Regel über längere Zeiträume – eher flächig aus.
  • Das Noduläre Melanom beschreibt den knotigen Melanomtyp (Nodus = Knoten). Es tritt häufig an Rücken, Brust, Armen oder Beinen auf. Als charakteristische Erscheinungsbilder gelten braune, schwarze oder rote Knoten, die leicht bluten.
  • Das Lentigo Maligna Melanom tritt vornehmlich an lichtexponierten Stellen (z. B. an der Kopfhaut oder im Gesicht) auf und wird häufig bei älteren Menschen gefunden.
  • Die seltenste Unterart des Melanoms ist das Akral Lentiginöse Melanom. Es betrifft häufig Finger oder Zehen, Handflächen, Fußsohlen oder auch das Nagelbett.

Auch die Schleimhaut kann vom malignen Melanom befallen sein. In diesem Fall spricht man von einem Schleimhautmelanom. Dieses ist allerdings äußerst selten, kann aber beispielsweise in Mund- oder Genitalschleimhäuten sowie auch im Bereich der Nasennebenhöhlen auftreten. An diesen Stellen werden maligne Melanome häufig – wenn überhaupt – nur durch Zufall gefunden. Dadurch haben sie eine eher schlechtere Prognose als solche, die an sichtbaren Körperstellen auftreten.

Wie wird Hautkrebs behandelt?

Entdeckt man z. B. im Rahmen eines Hautkrebs-Screenings ein verdächtiges Muttermal, wird in aller Regel eine Aufsichtsmikroskopie zur genaueren Beurteilung des Muttermals durchgeführt. Besteht danach weiterhin der Verdacht, dass es sich um ein entartetes, bösartiges Muttermal handeln könnte, erfolgt eine Gewebeentnahme (Biopsie). Nach dieser lässt sich sicher sagen, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Hautveränderung handelt.

Wurde eine bösartige Hautveränderung festgestellt, hängen die Behandlungsmöglichkeiten von verschiedenen Faktoren ab: Zum Beispiel davon, wie dick der Tumor ist und ob er bereits metastasiert hat. Die Operation, also die Entfernung des Tumorgewebes, steht in aller Regel am Anfang der Behandlung. Sie kann je nach Stadium der Erkrankung mit speziellen adjuvanten (= unterstützenden) Therapien begleitet werden, z. B. durch

  • adjuvante Strahlentherapie bei Lymphknotenbefall,
  • adjuvante Interferontherapie, adjuvante Interferontherapie mit Checkpoint-Blockern oder
  • eine adjuvante Therapie mit zielgerichteten Medikamenten.

Was ist weißer Hautkrebs?

Der helle Hautkrebs, häufig auch als weißer Hautkrebs bezeichnet, tritt deutlich häufiger auf als der schwarze. Allerdings ist er im Gedächtnis der Menschen in der Regel weniger verankert. Heller Hautkrebs ist eine Folge chronischer Lichtschädigungen der Haut durch ultraviolette (UV-)Strahlung. Er tritt häufig an Hautpartien auf, die chronisch der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Bei diesen Körperstellen spricht man von sogenannten Sonnenterrassen. Dazu zählen Hände, Unterarme, Kopf und Gesicht, Dekolleté sowie weitere lichtexponierte Stellen.

Einteilen lässt sich der helle Hautkrebs in die Frühform bzw. Vorstufe, die aktinische Keratose, das Spinaliom, das auch als Stachelzellkrebs oder Plattenepithelkarzinom bezeichnet wird, sowie das Basaliom, das auch unter der Bezeichnung Basalzellkrebs, Basalzellkarzinom oder Basalzellepitheliom beschrieben ist.

Die Arten von weißem Hautkrebs

Aktinische Keratosen (auch: solare Keratosen) entstehen aufgrund einer chronischen Lichtschädigung der Haut. Dabei handelt es sich auch um eine Verhornungsstörung der oberen Hautschicht, welche die charakteristische Erscheinung der aktinischen Keratosen bedingt. Sie zeigen sich durch rötliche oder hautfarbene, braune oder gelbliche Flecken auf der Haut, die sich rau und schuppig („schmirgelpapierartig“) anfühlen. Häufig befinden sich mehrere aktinische Keratosen in einem Hautareal, wie auf der Kopfhaut. Menschen mit hellem Hauttyp und einer erhöhten UV-Belastung (z. B. durch einen Außenberuf) sind besonders betroffen. Auch eine gestörte Funktion des Immunsystems, z. B. durch die Einnahme bestimmter Medikamente, ist mit dem Auftreten von aktinischen Keratosen assoziiert. Meist treten diese bei Menschen auf, die über 50 Jahre alt sind.

Das Spinaliom tritt häufig an Übergängen von Haut zu Schleimhaut auf, wie beispielsweise an den Lippen. Auch kann es auf Narbengewebe entstehen. Der Tumor beim Spinaliom beginnt in der Regel mit einer Verdickung der Hornschicht der Epidermis und wächst dann in umliegende Gewebe ein. Dabei sind die Randsäume häufig entzündet – im Zentrum findet sich ein Geschwür mit reibeisenartigem Tastbefund.

Das Basaliom ist charakterisiert durch verschiedenartige Erscheinungsformen: knotig-glasiges Aussehen mit feiner Äderchenzeichnung, pigmentiert, flächig schuppig und leicht erhaben, vergleichbar mit einer Narbe, oder mit Randsäumen, die an Perlen an einer Schnur erinnern. Charakteristisch sind wiederkehrende Blutungen bei nur leichter Berührung des Areals oder sogar ohne ersichtlichen Grund. Ein hohes Risiko, an einem Basaliom zu erkranken, ist verbunden mit einer hohen UV-Belastung, einem hellen Hauttyp, einem hohen Alter und dem männlichen Geschlecht.

Verdächtiges erkennen – die ABCDE-Regel

Nach dem Prinzip des „hässlichen Entleins“ sollten alle Muttermale, die ein als seltsam oder auffällig empfundenes Aussehen aufweisen, von einem Dermatologen oder einer Dermatologin untersucht werden. Bei der frühzeitigen Erkennung von verdächtigen Muttermalen kann die sogenannte ABCDE-Regel (siehe Abbildung) helfen:

  • A steht für eine Asymmetrie des Muttermals, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich das Muttermal nicht rund und symmetrisch, sondern ungleichmäßig in seiner Erscheinung zeigt.
  • B beschreibt eine unscharfe oder ausgefranste Begrenzung des Muttermals.
  • C soll Aufmerksamkeit auf das Colorit, also die Farbe des Muttermals lenken. Bei mehreren Tönungen (in der Regel mehr als zwei) oder sehr dunklen Muttermalen ist Vorsicht geboten.
  • D steht für den Durchmesser des Muttermals. Ist dieser größer als fünf Millimeter, dann sollte dieses Muttermal unbedingt einem Dermatologen oder einer Dermatologin vorgestellt werden.
  • E beschreibt die Evolution des Muttermals: Wächst dieses schnell (Faustregel: innerhalb von 3 Monaten), kann es verdächtig sein. Eine (schnelle) Größenzunahme, Farbveränderungen (meist dunklere Farbveränderungen) oder Blutungen, Nässen und Juckreiz des Muttermals sind Alarmsignale, die nicht ignoriert werden sollten. Auch unter dem Buchstaben E subsummiert ist die Erhabenheit des Muttermals, z. B. durch Abhebungen oder Knotenbildung.

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Hautkrebs-Früherkennung nutzen!

Untersuchungen zur Hautkrebs-Früherkennung. sogenannte Screenings, dienen vor allem dazu, Vorstufen und Frühstadien von Hautkrebs zu entdecken. Alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren haben in Deutschland im Zweijahresrhythmus einen Anspruch auf ein kostenfreies Hautkrebs-Screening. Dieses kann bei einem Dermatologen oder einer Dermatologin durchgeführt werden. Mittlerweile wird dieses Screening aber auch von anderen Ärztinnen und Ärzten angeboten, die sich zur Durchführung der Untersuchung qualifiziert haben. Einige Krankenkassen bieten ein Hautkrebs-Screening bereits auch für Versicherte an, die unter 35 Jahre alt sind – es lohnt sich also, sich bei der eigenen Krankenkasse darüber zu informieren, um von diesen Angeboten profitieren zu können. Leider wird das Angebot von Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchungen immer noch zu wenig genutzt: Die Techniker Krankenkasse berichtet beispielsweise, dass im Jahr 2022 lediglich rund 19 Prozent der bei dieser Krankenkasse berechtigten Frauen und 17 Prozent der Männer eine Hautkrebsvorsorgeuntersuchung in Anspruch genommen haben.

PD Dr. rer. nat. Cara Bieck

Die Gesundheitswissenschaftlerin forscht an der Uni Osnabrück hauptsächlich in den Bereichen Berufsdermatologie, Skin Bioengineering, Präventivmedizin sowie Gesundheitspädagogik.