Produkte mit Lipiden wie Ceramide, Sheabutter oder Pflanzenöle pflegen die Fußhaut geschmeidig

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Füsse // 27.06.2024

Trockene Fußhaut – Pflege-Tipps für Diabetiker

Diabetiker leiden oft unter trockener Fußhaut. Die Folge können Hautläsionen, Hyperkeratosen und Schwielen sein. Vor allem in Kombination mit einer diabetischen peripheren Nervenstörung besteht Gefahr für die Fußgesundheit der Betroffenen. Diese Pflege-Tipps für Diabetiker von Fuß-Expertin Karen Becker können Schlimmeres verhindern!

Wie wirkt sich Diabetes auf die Haut aus?

Ein jahrelang erhöhter Blutzuckerspiegel bleibt meist nicht ohne gesundheitliche Folgen. So leiden Diabetiker häufig nicht nur an arteriosklerotischen Veränderungen der großen und kleinen arteriellen Blutgefäße, sondern auch an einer Schädigung der Nerven (diabetische Polyneuropathie). Durch die Beeinträchtigung der autonomen Nerven verringert sich auch die Produktion von Talg und Schweiß. Das hat Auswirkungen auf die Haut, vor allem an den Füßen. Denn sie sind durch ihre geringere Ausstattung mit Talgdrüsen grundsätzlich trockener als andere Hautareale. Bei Diabetikern steigt das Risiko für Rhagaden und Verletzungen – und damit für unter Umständen schwerwiegende Infektionen. Diese können bis hin zur Amputation führen.. Grund hierfür ist die Kombination dieser drei Faktoren:

  • ausgeprägte Trockenheit der Epidermis
  • arteriellen Mangelversorgung des Gewebe
  • reduziertes Immunsystem

Problem nachlassende Empfindungen …

Oft sind auch die sensomotorischen (sensiblen und motorischen) Nerven geschädigt. Dadurch entstehen Missempfindungen bzw. die Empfindungsfähigkeit an den Füßen und/oder Händen lässt nach, später auch an Unterschenkeln und Unterarmen zur Folge. Dadurch nehmen Diabetiker mit einer sensomotorischen Polyneuropathie hautschädigende Reize wie Druck, Reibung und Hitze oder auch Verletzungen zunehmend weniger wahr.

Zusätzlich wirkt sich die mangelnde motorische Nervenversorgung auf die Fußmuskulatur aus. Deshalb finden sich bei Diabetikern häufig Fehlstellungen wie Krallen- und Hammerzehen. Weitere Diabetes-bedingte Veränderungen an den Füßen sind eine Verkümmerung des Fettgewebepolsters der Fußsohlen sowie Beeinträchtigungen der Zehengelenke.

… und zu viel Druck

All dies führt dazu, dass sich der Abrollvorgang beim Gehen verändert und der Vorfuß stärker belastet wird. Die dadurch verursachten Fehlbelastungen und die krankheitsbedingt stark trockene Haut fördern die Entstehung von Hyperkeratosen bis hin zu Schwielenplatten. Durch den Druck und die Schwerkräfte kann das Gewebe leiden und in Folge kann sogar ein Druckgeschwür (Malum perforans) entstehen. Beim diabetischen Fuß ist deshalb aber nicht nur die fachgerechte Entfernung von (drückenden) Hyperkeratosen durch einen Fußprofi gefragt.

Pflege-Tipps für Diabetiker

Genauso wichtig ist die regelmäßige Pflege zweimal täglich, um die Epidermis mit hautverwandten Lipiden und Feuchtigkeit zu versorgen und den Säureschutzmantel zu stabilisieren. Entscheidend ist also, dass das Pflegepräparat auf die speziellen Bedürfnisse der Diabetikerhaut abgestimmt ist. Denn ist dessen Feuchtigkeitsgehalt zu hoch, entsteht ein „Dochteffekt“. Das heißt, der transepidermale Wasserverlust steigt weiter, wodurch die Haut noch mehr austrocknet.

Damit die Haut samt Säureschutzmantel langanhaltend und intensiv mit Hydrolipiden versorgt wird (und die Lipide rasch einziehen können), ist es wichtig, dass das Verhältnis von Fett und Feuchtigkeit stimmt. Deshalb sollten nur Präparate zur Anwendung kommen, die für die Pflege von Diabetikerfüßen ausgewiesen sind.

Welche Produkte und Wirkstoffe eigenen sich?

Bewährt haben sich hier vor allem Cremes, Creme-Schäume und Lotionen mit einer Konzentration von fünf bis zehn Prozent Harnstoff. Urea zählt zu den natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural Moisturizing Factors – NMF) und hat gleich mehrere wichtige Eigenschaften. Weitere feuchtigkeitsbindende und den Hydrolipidfilm stabilisierende Natural Moisturizing Factors, die in Pflegeprodukten für trockene Diabetikerhaut enthalten sein können, sind zum Beispiel Glycerin, Milchsäure (Acidum lacticum) und Sodium Lactate, das Natriumsalz der Milchsäure.

Lipide sorgen nicht nur für die notwendige Rückfettung, Stabilisierung und Geschmeidigkeit der Haut. Als Bestandteil des Säureschutzmantels tragen sie dazu bei, Feuchtigkeit zu binden und so den transepidermalen Wasserverlust zu reduzieren. Wichtige Lipide in Pflegeprodukten sind Ceramide und Triglyzeride (Wachse).

Aber auch ungesättigte Fettsäuren der Omega-Gruppe zählen dazu, etwa Alpha-Linolen-, Gamma-Linolen-,Linol- und Palmitinsäure. Sie sind in unterschiedlichen Konzentrationen in Avocado-, Granatapfel-, Jojoba-, Mandel-, Nachtkerzen- oder Sanddornöl enthalten sowie in Sheabutter, dem Fett der Kariténuss.

Hilfreiche Maßnahmen im Alltag

Nicht nur die regelmäßige Pflege der Haut mit einem passenden Pflegepräparat ist für Diabetiker das A und O, wenn es um ihre Fußgesundheit geht. Auch folgende Maßnahmen helfen, ihre Fußhaut gesund zu erhalten:

  • Eine ausreichende tägliche Flüssigkeitszufuhr von 30 bis 40 Millilitern pro Kilogramm Körpergewicht. Wer etwa durch intensiven Sport oder Hitze stark schwitzt, sollte noch mehr trinken. Geeignet sind Früchte- bzw. Kräutertees, Wasser und Fruchtschorlen.
  • Um die Haut mit wichtigen Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu versorgen, sollten viel frisches Obst, Gemüse und eiweißhaltige Nahrungsmittel auf dem Speiseplan stehen.
  • Alkohol sollte nur in Maßen konsumiert und auf Nikotin sollte verzichtet werden.
  • Heißes Wasser und Seife trocknen die Haut aus! Deshalb empfiehlt es sich für Diabetiker, nur zwei- bis dreimal pro Woche maximal drei Minuten lang bei gemäßigter Wassertemperatur zu duschen und dabei ein rückfettendes, pH-neutrales Duschgel zu verwenden.
  • Auf alkoholhaltige kühlende Gele nach dem Sport oder an heißen Sommertagen verzichten, da Alkohol die Haut ebenfalls austrocknet.

Achtung, Verletzungsgefahr!

Absolutes Tabu bei der Fußpflege in Eigenregie sind spitze, scharfe Instrumente aus Metall, da hier eine große Verletzungsgefahr besteht. Außerdem sollte die Fußpflege in die Hände eines Profis gelegt werden.

Die tägliche Kontrolle der Füße hilft, mögliche Verletzungen frühzeitig zu erkennen, besonders dann, wenn eine Neuropathie-bedingte Empfindungsstörung vorliegt. Deshalb ist es auch wichtig, das „Innenleben“ von Schuhen auf mögliche Steinchen ebenso wie gelöstes, reibendes Innenfutter oder reibende Nähte hin zu überprüfen.

Eine entscheidende Rolle kommt der Passform des Schuhwerks zu. Ist es zu eng, spitz, weit oder lang, fördern Druck und/oder Reibung die Entstehung und Ausprägung von Hyperkeratosen. Womöglich ist auch Blasenbildung die Folge. Um gerade beim diabetischen Fuß (anhaltenden) Belastungen vorzubeugen, sollten hier Maßnahmen zum Druck- und Reibungsschutz ergriffen werden. In manchen Fällen ist aber auch eine orthopädieschuhtechnische Einlagen- oder Schuhversorgung unerlässlich.

Autorin: Karen Becker