Unerlässlich: gut für sich selbst zu sorgen und eigene Bedürfnisse zu erkennen

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Self-Care // 06.07.2024

Selbstfürsorge – gut auf sich achten!

Sie fühlen sich gestresst durch Kriegsnachrichten? Die wirtschaftliche Situation macht Ihnen Angst? Zudem belastet Sie Alltagsstress? Neuro-Coach Sabine Müller erklärt, welche Folgen das für unser Gehirn hat. Und wie wir in diesen Zeiten in unserer Kraft bleiben. Selbstfürsorge – unverzichtbar!

Furchtbare Bilder von Kriegen, finanzielle Sorgen wegen gestiegener Preise im Supermarkt und Energieknappheit: Viele von uns sind mit zuvor nicht gekannten Sorgen und Existenzängsten konfrontiert. Gespräche mit Kunden drehen sich im Kosmetikinstitut um Bedrohungen und Schreckensnachrichten. Das verursacht Stress, der zu unserem „normalen“ Alltagsstress hinzukommt. Dauerstress begünstigt nicht nur eine Vielzahl an Krankheiten, sondern führt auch zu Erschöpfung und Freudlosigkeit. Der Schlüssel dafür, in stürmischen Zeiten kraftvoll zu bleiben, ist Selbstfürsorge.

Was ist mit Selbstfürsorge gemeint?

Selbstfürsorge bedeutet, dass wir uns gut um uns selbst kümmern. Nur so können wir einen guten Job machen und für unsere Liebsten da sein. Selbstfürsorge ist also keinesfalls Luxus, sondern die Grundvoraussetzung, um gesund durch den Alltag zu gehen und in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren.

Zuerst einmal sollten wir klären, was Stress für unser Gehirn bedeutet. Stress ist ein Überlebensprogramm. Befinden wir uns in akuter Gefahr, leitet unser Gehirn blitzschnell eine Kampf- oder Fluchtreaktion ein. Haben Sie etwa Angst vor Spinnen und sind schon mal blitzschnell zur Seite gesprungen, als sie eine entdeckt haben? Ihr Gehirn hat in diesem Fall eine Fluchtreaktion ausgelöst: Dabei schlägt Ihr Herz schneller, der Atem wird flach, Sie haben mehr Muskelkraft – alle Körperfunktionen sind auf das Überleben ausgerichtet. Das passiert, ohne dass wir uns bewusst dazu entscheiden.

Superkräfte mit Vor- und Nachteilen

In Extremsituationen kann diese Kampf- oder Fluchtreaktion Superkräfte verleihen: In England hob eine über 50-jährige Frau das Auto an, unter dem ihr Sohn eingeklemmt war. Die Gefahrensituation für ihr Kind hatte zu einer enormen Stressreaktion ihres Gehirns geführt. Dank der Stresshormone Adrenalin und Cortisol war ihr Körper auf maximale Muskelkraft ausgerichtet. Dieses Überlebensprogramm unseres Gehirns hat aber zwei Nachteile:

> Wenn es sich nicht um eine Lebensgefahr, sondern um Sorgen, zwischenmenschliche Konflikte oder berufliche Belastungen handelt, wird die gleiche Stressreaktion ausgelöst. Während alle verfügbaren Ressourcen auf unser Überleben ausrichtet sind, werden andere blockiert. Daraus folgt:

  • Wir können nur noch sehr eingeschränkt auf unseren Verstand zugreifen und es fällt uns schwer, Lösungen zu finden.
  • Unser Einfühlungsvermögen sinkt, wir reagieren gereizt und empfindlich.

> Eine Stressreaktion ist ein Kurzzeitprogramm. Darüber hinaus werden während einer Stressreaktion auch das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte unseres Körpers gestoppt. Kurzzeitig ist das kein Problem, aber wenn der Stress zum Dauerzustand wird, gefährdet das unsere Gesundheit, führt zu Erschöpfung und lässt uns schneller altern.

Mit Selbstfürsorge raus aus dem Dauerstress

Was können wir gegen diese Auswirkungen von Dauerstress tun? Die Antwort ist einfach: Stressreduzierung durch Selbstfürsorge. Für unsere Gesundheit, unsere Leistungsfähigkeit, unsere positive Ausstrahlung und unser Wohlbefinden ist es enorm wichtig, nach einer Stresssituation wieder zur Ruhe zu kommen. Das gelingt durch Selbstfürsorge. Es gibt viele Wege, diese zu praktizieren. Auf körperlicher Ebene haben ausreichender und guter Schlaf, sowie Bewegung und gesunde Ernährung einen Sofort-Effekt. Darüber hinaus kommen hier drei wirkungsvolle Tipps aus dem Neuro-Coaching.

Zurück ins Hier und Jetzt kommen

Ziel ist es nicht, ein Leben ohne Stress zu führen – das wäre für die meisten von uns wohl utopisch. Ziel einer guten Selbstfürsorge ist es hingegen, immer wieder für Entspannung zu sorgen. Daher eine Übung für neue Energie. Ob einfach so zwischendurch oder in einer akuten Stresssituation: Mit diesem Selbstfürsorge-Quickie beruhigen Sie sofort Ihr Nervensystem und erzeugen neue Energie.

  • Nehmen Sie drei tiefe Atemzüge: Atmen Sie vollständig ein und lassen Sie beim Ausatmen alles los.
  • Nehmen Sie Ihren Körper wahr: Spüren Sie den Boden unter Ihren Füßen, fühlen Sie nach, wie sich Ihre Beine, Ihr Oberkörper, Ihre Schultern und Ihr Kopf anfühlen.
  • Lassen Sie los. Entspannen Sie Ihren gesamten Körper, insbesondere die Schultern und die Augenpartie. Lassen Sie alles ganz schwer werden.
  • Wofür sind Sie in Ihrem Leben aus tiefem Herzen dankbar? Stellen Sie sich die Personen/Dinge/Situationen vor und genießen Sie das wohltuende Gefühl der Dankbarkeit.

Blockierende Glaubenssätze loslassen

Fragen Sie sich: Was sind die Themen, die Sie in Ihrem Alltag am meisten stressen? Wogegen kämpfen Sie an? Oft sind es immer ähnliche Situationen und Themen, die eine Stressreaktion auslösen. Die nachhaltigste Art der Selbstfürsorge ist es, sich dieser Themen bewusst zu werden und sie aufzulösen. Meist stecken blockierende Glaubenssätze dahinter. Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich muss immer stark sein“ oder „Ich muss perfekt sein“ sind Annahmen aus unserer Kindheit, die sich als automatische Gedanken etabliert haben. Schreiben Sie eine Liste der Situationen, die Sie stressen. Gibt es ein übergeordnetes Thema? Was denken Sie in diesen Situationen über sich? Welcher Glaubenssatz könnte dahinterstecken? Finden Sie eine positive Alternative und denken Sie sie, so oft sie können.

Wenn Sie auf hartnäckige Glaubenssätze stoßen, scheuen Sie sich nicht, die Unterstützung von einem Coach in Anspruch zu nehmen. Coaching ist ein Wellnessprogramm für die Seele. Es ermöglicht Ihnen, mit professioneller Unterstützung Stresstrigger und blockierende Glaubenssätze loszulassen.

Gedankenhygiene für mehr Selbstfürsorge

Beobachten Sie Ihre Gedanken. Ihr Gehirn kann nicht unterscheiden, ob Sie etwas denken oder ob jemand Ihnen etwas sagt. Das gilt sowohl für Abwertungen und Kritik als auch für Komplimente. Sie stellen sich jeden Abend vor den Spiegel, entfernen das Make-up und pflegen Ihre Haut? Ihre Gedanken können Sie genauso mit Aufmerksamkeit verwöhnen. Finden Sie Komplimente, die sich nicht nur auf Ihr Äußeres beziehen. Überlegen Sie, auf welche kleinen und großen Erfolge Sie an diesem Tage zurückblicken können. Üben Sie sich in einer liebevollen Selbstansprache. Besonders wichtig wird eine gute Gedankenhygiene in Stresssituationen. Welche Gedanken kommen Ihnen da? Stoppen Sie abwertende Selbstgespräche und sprechen Sie mit sich selbst wie mit Ihrer besten Freundin.

So wird Selbstfürsorge zur Routine

Die beste Nachricht zum Schluss: Unser Gehirn bildet die ganze Zeit neue Verbindungen, entwickelt sich also ständig weiter. Sie haben es in der Hand: Sie können Selbstfürsorge zu einer täglichen Routine machen. So werden Sie schon bald ganz automatisch liebevolle Gedanken über sich haben. Wenn Ihr Gehirn immer wieder Ruhepausen bekommt, werden die Stressreaktionen seltener. Die Folge: Sie tanken Kraft, stärken Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Wenn Sie blockierende Glaubenssätze loslassen, können Sie voller Kraft und Freude Ihr Leben genießen und selbst gestalten.         

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Sabine Müller

ist Neuro-Coach, Speakerin und hat sich darauf spezialisiert, den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ aus der Welt zu schaffen. Ihre Coachings bietet sie online oder in Isny im Allgäu an.