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Dermatologie & Ästhetik // 02.09.2024

Lippenbehandlungen besonders bei jungen Frauen gefragt

Lippenbehandlungen sind ein Mega-Trend. Das zeigt ein erster Blick in die Zahlen der noch laufenden jährlichen Patientenumfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). So verzeichnen Lippenbehandlungen bei jungen Frauen den bisher höchsten Prozentsatz der letzten fünf Jahre. Zudem gibt es Zuwachs bei den intimchirurgischen und -ästhetischen Eingriffen sowie den Brustverkleinerungen.

Brust- und Intimchirurgie

Dass die brustchirurgischen Operationen sich bei der jungen Zielgruppe unter 30 in den oberen Rängen wieder finden, folgt dem Trend der vergangenen Jahre. Dennoch gibt es hier Verschiebungen:

  • So liegt in der Gruppe der 18-30-Jährigen die Brustvergrößerung mit Implantaten zwar immer noch auf Platz 1, allerdings mit 5 % Verlust.
  • Dafür ist die Zahl der Brustverkleinerungsoperationen um 3 % gestiegen.

Auch die Zahl der intimchirurgischen Korrekturen und intimästhetischen Behandlungen ist mit 9,5 % sehr hoch.

„Gründe hierfür liegen vor allem in der Enttabuisierung des Themas. Durch die zunehmende Berichterstattung – egal auf welchen Kanälen – ist das Thema heute wesentlich weniger schambehaftet. Junge Frauen trauen sich viel früher mit ihren Problemen zu uns“, so Dr. med. Michaela Montanari aus dem Vorstand der DGÄPC, die über jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich verfügt. Das sei auch wichtig, so die Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie weiter, denn eine Anomalie im Intimbereich könne zu einer psychischen Beeinträchtigung oder einer sexuellen Entwicklungsstörung bei jungen Menschen führen.

Lippenbehandlungen mit stärkstem Zuwachs

Instagram und TikTok mit ihren vielen InfluencerInnen lassen grüßen: Die Lippenunterspritzungen verzeichnen in diesem Jahr in einen Zuwachs von 4 % und erreichen mit 6 % den höchsten Wert der letzten fünf Jahre. Für Dr. Helge Jens, den Präsidenten der DGÄPC, ein absehbarer Trend: „Die behandelte Lippe ist zu so etwas wie einem Must-have für junge Frauen geworden. Vergleichbar mit einem Statussymbol gehört es für viele dazu, eine augmentierte Lippe zu haben – und diese auch vor allem in den Sozialen Medien zu zeigen.“ 

Vorsicht vor Dumping-Angeboten!

Die Fachgesellschaft warnt vor unüberlegten Behandlungen bei nicht qualifizierten ÄrztInnen. Denn – auch das belegt die DGÄPC Statistik: Die Beeinflussung durch die Sozialen Medien befindet sich nach wie vor auf hohem Niveau. Gerade hier wird mit Dumping- und Lockangeboten von Beautyketten geworben, um die junge, beeinflussbare Zielgruppe zu erreichen. „Wir raten allen dazu, sich die Zeit zu nehmen und sich vorab zu informieren, wer behandeln wird und ob eine entsprechende Qualifikation vorliegt. Schließlich geht es auch bei ästhetischen Behandlungen um medizinische Eingriffe am eigenen Körper“, so Dr. Jens.

Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitete Bilder gefordert

Die DGÄPC Statistiken der vergangenen vier Jahre bestätigen, dass der Umgang mit den Sozialen Medien enormen Einfluss auf das Selbstbild junger Menschen hat. Umso erfreulicher ist die Zahl der PatientIinnen unter 30, die sich mittlerweile für eine Kennzeichnungspflicht von digital bearbeitetem Bildmaterial aussprechen: So wünschen sich 60,5% eine solche, in der Gesamtzielgruppe sind es 50,8%. 

Eine gemeinsam eingereichte Petition der drei großen Fachgesellschaften DGÄPC, DGPRÄC und VDÄPC fordert eine gesetzliche Regelung für eine Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitetes und KI-generiertes Bild- und Videomaterial in den Sozialen Medien sowie der Werbung in Deutschland. Diese Petition wurde Anfang Juni im Bundestag beraten. Die Petition gilt als abgeschlossen- Sie wurde zur Weiterbearbeitung an die Bundesministerien für Justiz und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend überwiesen.