Gemeinsam und mit einer Stimme
Mit der Gründung der Interessengemeinschaft Podologie setzen sich drei Podologieverbände, zusammen mit dem Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen, für den Berufsstand von Podologen ein. Ein Interview mit Jeannette Polster.
Frage: Kürzlich hat sich die Interessengemeinschaft Podologie (IP), eine Zusammenarbeit von vier Fachverbänden, gegründet. Welche Entwicklungen lagen diesem Schritt zugrunde?
Polster: Eine Zusammenarbeit von Verbänden in Bereichen, die sich tangieren, ist gar nicht so neu. In unterschiedlichster Konstellation gab und gibt es sowohl gemeinsame Abstimmungen als auch ein gemeinsames Handeln. Das beste Beispiel hierfür sind die Vertragsverhandlungen. Aber auch hinsichtlich der Weiterentwicklung des Podologengesetzes haben immer wieder verbandsübergreifend Gespräche stattgefunden. Vor allem der berufsrechtliche Bereich, zu dem exemplarisch die eben genannte Novellierung des Podologengesetzes, die bundesweite Schulgeldfreiheit, die Attraktivitätssteigerung des Berufes sowie die Wahrnehmung der Interessen gegenüber Behörden gehören – hier insbesondere hinsichtlich einer klaren Abgrenzung zu anderen Tätigkeitsfeldern – bieten eine breite Schnittmenge. Es ist also dem Wohl aller Podologen dienlich, wenn Verbände mit gleicher Interessenlage ihre Ressourcen bündeln sowie abgestimmt handeln und auftreten.
Frage: Von welchem der Verbände ging die Initialzündung aus? Oder waren von Anfang an alle vier Verbände an einem Tisch?
Polster: Wie bereits erwähnt, gab es schon seit einigen Jahren gemeinsame Aktionen der einzelnen Verbände in unterschiedlichster Konstellation. Die Initiative für eine Bündelung der Kräfte – getreu dem Motto „nur gemeinsam sind wir stark“ – aller hier vertretenen Verbände ging vom Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen (VLLP) aus.
Frage: Wer sind die Ansprechpartner innerhalb der IP? Gibt es verschiedene Bereiche und Zuständigkeiten, in die sich die gemeinsame Arbeit gliedert?
Polster: Alle vier Verbände sind paritätisch vertreten. Vorerst gibt es zwei Arbeitsgruppen: Eine Gruppe widmet sich der Novellierung des Podologengesetzes (PodG) und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Podologen (PodAPrV). Die Weiterentwicklung des Berufsstandes hin zu Kompetenzerweiterung und Eigenverantwortung, aber auch der Anschluss an internationale Standards, ist in Anbetracht des Wandels im Gesundheitswesen dringend geboten. Ein Beispiel dafür ist der berufsrechtliche Direktzugang, welcher derzeit nur über den Umweg der sektoralen Heilpraktikererlaubnis möglich ist. Obwohl es noch Zukunftsmusik oder für den einen oder anderen sehr abstrakt ist – auch die hochschulische Ausbildung ist ein Thema. Dabei geht es nicht darum, dass nur noch Podologen mit abgeschlossenem Studium tätig werden können, sondern um Möglichkeiten zu schaffen für Lehre und Forschung. Für alle diese Vorhaben kann der Grundstein nur über eine Änderung des PodG gelegt werden.
Die zweite Gruppe widmet sich der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad und den Stellenwert des Berufes – auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel – in der Bevölkerung zu erhöhen. Des Weiteren sollen diverse Instrumente für die Anleitung und Einbindung von Auszubildenden in den podologischen Praxen entwickelt werden.
Frage: Wie viele Mitglieder vertreten Sie? Welche Erwartungen haben Ihre Mitglieder?
Polster: Die drei Podologieverbände vertreten die Interessen von über 6 000 Mitgliedern – und natürlich auch von nichtorganisierten Kollegen. Der Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen (VLLP) hat aktuell 33 Mitglieder, die 22 Podologieschulen Deutschlands vertreten. Die Erwartungen spiegeln sich im Wesentlichen in den genannten Bereichen wider: Der Beruf muss bekannter und attraktiver werden, denn es besteht ein hoher Bedarf an Fachkräften. Die Kompetenzen müssen erweitert werden. Außerdem fordern wir eine bundesweite Schulgeldfreiheit.
Jeannette Polster:
ist selbstständige Podologin mit Kassenzulassung in Thüringen. Seit 2011 engagiert sie sich im Berufsverband und ist seit 2019 Vorsitzende des Bundesverbandes für Podologie. Ihr Hauptaufgabenbereich ist die Vertrags- und Vergütungsverhandlung mit den gesetzlichen Krankenkassen.