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Pflege // 30.10.2024

Fruchtsäuren – so helfen sie der Haut

Fruchtsäuren? Die vertrage ich mit meiner empfindlichen Haut nicht! Ein Satz, den Caroline da Costa Campos immer wieder hört. Doch jeder kann Fruchtsäure-Peelings vertragen, ist sich die erfahrene Kosmetikerin sicher. Es kommt dabei entscheidend auf die Mischung und den pH-Wert an.

Die wichtigste Funktion der menschlichen Haut ist die der Schutzbarriere. In diesem Zusammenhang ist der pH-Wert der Haut entscheidend, denn die Barrierefunktion wird durch den Säureschutzmantel gewährleistet. Studien haben gezeigt, dass der pH-Wert der Haut zwischen 4,1 und 5,8 liegt und immer ausgeglichen sein sollte. Das ist wichtig, damit die natürliche Hautflora gedeihen und so die Haut vor schädlichen Einflüssen schützen kann.

Wie wirken Fruchtsäuren auf die Haut?

Die Wirksamkeit von Säuren ist stark von ihrem pH-Wert und ihrer Konzentration abhängig. Sie wird durch Mischungen der verschiedenen Wirkstoffe sowie durch eine Kombination aus freier Säure und ihren Salzen erhöht.

  • Fruchtsäuren mit einem pH-Wert über 3,5 haben nur eine öffnende Wirkung auf die Epidermis.
  • Bei einem pH-Wert unter 3,5 wirken Fruchtsäuren dagegen peelend.

Kein anderer kosmetischer Wirkstoff erreicht innerhalb des biologischen Hauterneuerungszyklus von 28 Tagen eine so deutliche Faltenreduzierung – vorausgesetzt, die Produkte werden fachgerecht und sicher angewendet!

Was ist AHA und BHA?

Generell unterscheidet man bei den Fruchtsäuren Alpha-Hydroxysäuren (AHA, Alpha Hydroxy Acids), Beta-Hydroxysäuren (BHA, Beta Hydroxy Acids) und Polyhydroxysäuren (PHA, Poly Hydroxy Acids).

AHA sind naturidentische Wirkstoffe. Sie haben kleine Moleküle und dringen tiefer in die Haut ein. Zu ihnen gehören z. B. Äpfel-, Zitronen- , Milch- und Weinsäure. In Kombination mit Glykolsäure kann eine ausgewogene Tiefen- und Oberflächenwirkung erzielt werden.

Anti-Aging mit AHA

AHA eignen sich ideal für Anti-Aging-Behandlungen, denn sie:

  • lösen abgestorbene Hornzellen
  • stärken das Stützgeflecht in der Haut
  • stimulieren die Fibroblasten, damit die Kollagenproduktion in der Haut sowie die tiefliegende epidermal-dermale Zwischenzone
  • spenden Feuchtigkeit und verbessern die Elastizität
  • verfeinern die Hautstruktur, die Epidermis wird straffer
  • erhöhen die Zellproduktion und stimulieren die Zellregeneration
  • wirken übermäßiger Pigmentierung entgegen
  • lassen aktive Wirkstoffe besser eindringen

Mit Säuren gegen Unreinheiten

BHA wie Salicylsäure haben größere Moleküle als AHA. Sie wirken auf der Hautoberfläche und sorgen für ein gesundes Mikrobiom. Sie eignen sich gut bei unreiner und zu Akne neigender Haut.

Salicylsäure (INCI: Salicylic Acid)

  • wirkt antimikrobiell
  • wirkt keratolytisch und komedolytisch
  • ist lipophil und daher gut geeignet bei unreiner und zu Akne neigender Haut
  • begünstigt den normalen Verhornungsprozess, hemmt die Entstehung von Komedonen

Azelainsäure (INCI: Azelaic Acid) wirkt antibakteriell und peelend. Sie fördert den normalen Verhornungsprozess und hemmt so die Bildung von Mitessern.

Lävulinsäure (Levulinic Acid) wirkt antibakteriell und fungizid.

Was sind PHA und wie wirken sie?

PHA sind die neue Generation der Fruchtsäuren. Sie haben größere Moleküle und arbeiten auch auf der Hautoberfläche. Sie können eingesetzt werden bei empfindlicher Haut sowie bei prob­lematischen Hautzuständen wie Couperose.

Gluconolacton (INCI: Gluconolactone)

  • wirkt antibakteriell und fungizid
  • hat einen milden Peelingeffekt, ideal bei reifer und empfindlicher Haut
  • verbessert die Hautfestigkeit, reduziert Falten und Hyperpigmentierung
  • stärkt die Hautbarriere
  • bindet Feuchtigkeit aus der Luft auf der Haut und dient somit als Feuchtigkeitsspender, die Haut kann ihre Feuchtigkeit besser halten und der transepidermale Wasserverlust (TEWL) nimmt ab

Lactobionsäure (INCI: Lactobionic Acid) spendet Feuchtigkeit, ist anti-komedogen, leicht peelend und fördert die Hauterneuerung.

Fruchtsäuren und Kollagen für schönere Haut

Eine sehr gute Wirkung haben Fruchtsäure-Peelings in Verbindung mit Kollagenseren. Die regelmäßige Anwendung trägt nachhaltig dazu bei, Poren zu verfeinern, das Hautbild zu verbessern und die Haut zum Strahlen zu bringen. Eine Fruchtsäure-Anwendung im Institut kann wie folgt ablaufen:

  • Das Präparat mit dem Pinsel auf die gereinigte Haut von Gesicht, Hals und Dekolleté auftragen, 10 Minuten einwirken lassen.
  • Für empfindliche Haut empfiehlt sich eine Peeling-Lotion mit 7 % AHA (pH-Wert:3,5) und präbiotischen sowie feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen.
  • Dann eine sanft exfolierende Creme in einer dünnen Schicht über die Peelinglotion auftragen.
  • Beides fünf Minuten einmassieren.
  • Neutralisieren mit einer Bicarbonatlösung.
  • Alles mit angefeuchteten Schwämmchen abnehmen und die Haut tonisieren.
  • Kollagenserum, eine Algenmaske, Seren bzw. Spezialpflegen sowie die Abschlusspflege folgen.

Wie wendet man Fruchtsäuren zu Hause an?

Wer Fruchtsäuren bzw. fruchtsäurehaltige Produkte in der Heimpflege anwendet, sollte diese genau nach Anleitung anwenden. Die Anwendung kann morgens und/oder abends erfolgen, je nach Konzentration und Zusammensetzung des Fruchtsäurepräparats. Außerdem empfiehlt es sich, folgendes zu beachten:

  • Mit einem sanften Produkt anfangen, die Haut daran gewöhnen und dann langsam steigern
  • Die Haut muss ständig mit einem hohen SPF geschützt werden, um eine Hyperpigmentierung zu verhindern!
  • Bei Irritationen die Behandlung beenden.
Fruchtsäuren, Gesicht einer Frau bei der Kosmetikerin, die mit Pinsel Fruchtsäure auf der Stirn aufträgt

Bei Fruchtsäuren ist die fachgerechte Anwendung entscheidend

Foto: shutterstock.com/elenavolf

Caroline da Costa Campos

Die Kosmetikerin verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung, u. a. im Luxusbereich sowie als Trainerin für Behandlungen, Produkte und den Verkauf. Heute ist sie als International Trainer bei QMS Medicosmetics tätig.