Microneedling – Chancen, Risiken, Trends
Microneedling ist für viele KosmetikerInnen ein fester Bestandteil professioneller Hautpflege. Fachgerecht ausgeführt kann die minimalinvasive Behandlung die Haut sichtbar verbessern und ein echter Regenations-Booster sein. Wie funktioniert diese “nadlige” Technik? Welche Ergebnisse bringt sie – und worauf sollten Sie bei der Behandlung und der Auswahl der Wirkstoffe unbedingt achten?
“Türöffner” und Katalysator
Die Grundlage des Microneedlings sind feinste Nadeln, die mikroskopisch kleine Verletzungen in der Haut verursachen. Diese Mikroverletzungen aktivieren den natürlichen Regenerationsprozess und fördern gezielt die Produktion von Kollagen und Elastin. Beide sind essenzielle Strukturproteine, die für eine straffe und glatte Haut entscheidend sind. Durch die winzigen Kanälchen, die bei der Behandlung entstehen, können wirksame Substanzen in die Haut eingebracht werden. So lässt sich das Hautbild individuell beeinflussen. Entscheidend dabei ist die richtige Auswahl und Kombination der Wirkstoffe.
Roller oder Pen?
In der professionellen Kosmetik arbeiten wir hauptsächlich mit zwei Gerätetypen: dem Dermaroller und dem Dermapen. Der Dermaroller wird ohne Druck über die Haut gerollt und ermöglicht eine flächigere Behandlung. Der Dermapen arbeitet mit vertikal ein- und ausfahrbaren Nadeln für eine punktuelle Anwendung. Im Gegensatz zum Dermaroller mit fixierter Einstichtiefe, bietet der Dermaroller die Möglichkeit, je nach Gerät und Hautbedürfnis, die Nadeltiefe individuell anzupassen – ein entscheidender Vorteil für die personalisierte Behandlung kleinerer Hautareale.
Was bewirkt eine Microneedling Behandlung?
Die Behandlungsoptionen sind vielfältig und besonders geeignet zur:
- Reduktion von Falten und Hautstraffung
- Verbesserung von Aknenarben und Hyperpigmentierungen
- Verfeinerung des Hautbildes, der Porentiefe und -struktur
- Milderung von Dehnungsstreifen
- Stärkung der Hautstruktur und Elastizität
Das liest sich zwar vielversprechend – pauschale Aussagen lassen sich jedoch nicht treffen! Ob das Needling zu den gewünschten Effekten führt und ob sich die Haut Ihrer Kundin tatsächlich eignet, hängt stark ab vom
- individuellen Hautzustand,
- der Empfindlichkeit und
- weiteren Faktoren.
Wenn aber alle Voraussetzungen stimmen, dann ist das Microneedling eine exzellente Methode, um die Zellregeneration anzukurbeln. Im Gesicht und auch an vielen anderen Körperstellen, zum Beispiel bei Cellulite, am Bauch und Dekolleté oder sogar als Ergänzung in der Handpflege.
Microneedling vs. medizinisches Needling
Der wesentliche Unterschied zwischen kosmetischem und medizinischem Needling liegt in der Eindringtiefe der Nadeln.
- Beim kosmetischen Microneedling arbeiten wir mit einer Nadellänge von 0,2 bis 0,5 Millimetern. Für Körperbehandlungen auch bis zu 1,5 Millimeter.
- Bei der medizinischen Variante werden hingegen Längen von bis zu 3 Millimetern eingesetzt – um sehr tiefe Hautbereiche zu stimulieren.
Es liegt natürlich nahe zu denken, dass tiefere Nadeln automatisch zu besseren Ergebnissen führen – aber dem ist nicht immer so. So konnten Untersuchungen zeigen, dass bereits geringe Nadellängen den Kollagenaufbau signifikant anregen können, während das Risiko für Komplikationen wie Infektionen und übermäßige Hautreizungen mit zunehmender Tiefe steigt. Gerade für kosmetische Zwecke sind tiefere Nadellängen unnötig.
Für die meisten kosmetischen Anwendungen im Gesicht, insbesondere zur Faltenstraffung und Zellregeneration, gelten maximal 0,5 Millimeter als optimal.
Dabei sollte je nach Gesichtsregion differenziert werden: Während für den empfindlichen Mundbereich kürzere Nadellängen indiziert sind, können für robustere Bereiche wie die Wangen etwas längere Nadeln sinnvoll sein.
Wie oft sollte eine Microneedling Behandlung erfolgen?
In der kosmetischen Praxis haben sich Behandlungsintervalle von 4 bis 6 Wochen bewährt – abhängig vom Hautzustand und dem gewünschten Behandlungsziel. Diese Zeitspanne entspricht dem natürlichen Regenerationszyklus der Haut und ermöglicht eine optimale Heilung zwischen den einzelnen Sitzungen.
Wichtig: Vor jeder neuen Behandlung sollten Sie die Nadellänge und das Behandlungsintervall neu anpassen. Das gilt auch für die Auswahl der begleitenden Wirkstoffe, die maßgeblich den Behandlungserfolg beeinflussen. Die richtige Kombination ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren beim Microneedling!
Welche Wirkstoffe eignen sich?
Das Needling öffnet durch die Mikrokanäle die Haut wie ein “Türöffner” für die Wirkstoffaufnahme. Diese sollten optimal auf das Behandlungsziel und den Hauttyp abgestimmt werden und aufgrund ihrer Struktur in der Lage sein, tief genug in die Hautbarriere einzudringen. Zum Beispiel:
- Hyaluronsäure, insbesondere niedermolekulare HA
- Vitamin C als aufhellendes Antioxidans und zur Stimulation der Kollagensynthese
- Peptide (z. B. Oligopeptide) zur Straffung und Faltenreduktion
- Niacinamid (Vitamin B3) zur Stärkung der Hautbarriere, gegen Rötungen und Pigmentierungen.
- Wachstumsfaktoren zur Rejuvenation und zur Beschleunigung der Zellerneuerung
Zukunftsweisend könnte auch die Behandlung mit Exosomen sein. Das sind mikroskopisch kleinen Vesikeln, die aktuell in der Hautregeneration an Bedeutung gewinnen. Exosomen fördern die Zellkommunikation und senden entzündungshemmende und regenerierende Signale, wodurch sie den Heilungsprozess auf molekularer Ebene unterstützen. Glaubt man den bisherigen Studien der Hersteller, dann könnten Exosomen vor allem in Kombination mit dem Microneedling die Hauterneuerung beschleunigen und für langfristige Anti-Aging-Effekte sorgen.
Kontraindikationen für ein Microneedling
Neben den genannten Behandlungsoptionen gibt es einige Kontraindikationen, die unbedingt berücksichtigt werden sollten:
- Aktive Akne oder Entzündungen: Microneedling könnte die Infektion verschlimmern.
- Offene Wunden oder Verletzungen: Behandlungen erst nach vollständiger Heilung.
- Ekzeme, Rosazea oder Schuppenflechte: Bei entzündlichen Hauterkrankungen ist das Needling kontraproduktiv.
- Keloidbildung: Bei einer Neigung zu Keloiden sollten Sie von einem Microneedling absehen, da dieses die Narbenbildung verstärken kann.
Auch Allergien spielen eine Rolle, insbesondere gegenüber begleitenden Wirkstoffen. Bei Kundinnen und Kunden, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten Sie ebenfalls zurückhaltend sein und auf andere Behandlungen ausweichen – immerhin erzeugt das Needling minimale Wunden.
Gerade bei Behandlungen, die strukturell in die intakte Haut eingreifen, ist eine sorgfältige Hautanalyse unerlässlich. Nur so können Sie Risiken minimieren und eine sichere Behandlung gewährleisten.
Hygiene: Das A und O beim Microneedling
Auch wenn das Microneedling ausgesprochen minimalinvasiv ist, so handelt es sich dennoch um eine Behandlung, die strengste Hygienemaßnahmen erfordert. Sterile Nadeln sind unerlässlich, ebenso eine gründliche Reinigung und Vorbereitung der Haut. Alle verwendeten Instrumente müssen nach jeder Behandlung sorgfältig desinfiziert und, wenn möglich, sterilisiert werden, um das Risiko von Infektionen zu minimieren.
Pflege nach dem Microneedling
Die Nachbehandlung ist ebenso wichtig. Denn gerade nach dem Needling ist die Haut besonders aufnahmefähig, gleichzeitig aber auch empfindlich. Ihre Kundinnen sollten in den ersten Tagen direkte Sonneneinstrahlung vermeiden sowie Aktivitäten, die für eine intensive Durchblutung sorgen, wie Sauna oder Sport. Reizende Kosmetika und Peelings sind in dieser Phase ebenfalls tabu. Stattdessen empfiehlt sich die Anwendung von hautberuhigenden Präparaten wie Aloe vera oder speziellen Post-Treatment-Seren, um die Haut zu unterstützen.
Fazit: Was bringt eine Microneedling Behandlung?
Das Microneedling eröffnet spannende Möglichkeiten, die Haut zu regenerieren und revitalisieren. Vor allem der Einsatz effektiver Wirkstoffe, verknüpft mit einer professionellen Durchführung, können beeindruckende Ergebnisse liefern. Fachgerecht ausgeführt, kann die minimalinvasive Behandlung die Haut sichtbar verbessern: von feinen Fältchen und Pigmentstörungen über schlaffe Haut bis hin zu Dehnungsstreifen. Der Teint wird insgesamt frischer, Knitterfalten, leichte Aknenarben und Sonnenschäden lassen sich reduzieren. Die richtige Nadellänge, die Behandlungshäufigkeit und das Einhalten strenger Hygienestandards sind dabei unerlässlich. Bleiben Sie auf dem neuesten Stand der Kosmetologie und integrieren Sie hin und wieder auch innovative Formulierungen in Ihr Angebot.
Elke Klein
hat Gesundheitswissenschaften studiert und war lange im Marketing und in der Entwicklung kosmetischer Produkte tätig. Sie ist selbstständig in der digitalen PR, betreibt den Blog Cline Cosmetics und unterstützt Beauty-UnternehmerInnen auf ihrem Weg zu digitaler Sichtbarkeit.