Männerkosmetik
Duschen, Rasieren, etwas Deo und vielleicht noch einen Spritzer Parfum – fertig ist der deutsche Mann im Bad? Von wegen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Da ist es kein Wunder, dass auch der Kosmetikmarkt die Männer fest im Blick hat.
Die Studie „Schöner. Leben“ des Zukunftsinstituts im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) kommt zu dem Ergebnis, dass es künftig ganz normal sein wird, wenn Männer immer mehr Pflegeprodukte und auch dekorative Kosmetik verwenden. Ebenso ist der Trend zu mehr Bart ein Zeichen dafür, dass Männer bei ihrem Äußeren zunehmend selbstbewusste Statements setzen möchten. Auf Instagram gibt es dazu mehr als sechs Millionen Beiträge – inklusive zahlreicher Seiten mit Styling- und Pflegetipps rund um den Vollbart. Eine Welle von neuen Barbershops kümmert sich um die haarige, meist junge Kundschaft: Rasieren, trimmen oder stylen – der Barbier bringt den Bart in Form. Längst ist der Bart-Fachmann nicht mehr nur in den Großstädten zu finden und avanciert so für den modernen Mann zu dem, was die Kosmetikerin für Frauen ist.
Inszenierte Natürlichkeit ist in
Hinter diesem Bart-Trend steckt der große Trend hin zur inszenierten Natürlichkeit. Denn auch wenn die Bärte aufwendig gepflegt werden, so stehen sie doch symbolisch für etwas urwüchsig Männliches. Mehr Infos hierzu gibt es auch unter „Die Schönheitsrevolution der Männer“ auf der Website des IKW.
Es tut sich also viel in Sachen „Männer und Kosmetik“, aber trotz der steigenden Pflegebedürfnisse der Männer und deren Interesse an einem guten und gepflegten Äußeren, bleiben auch weiterhin deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen – sowohl bei der Kosmetikauswahl als auch bei dem, was sie von den Produkten erwarten. In der IKW-Umfrage „Typisch Mann“ zeigt sich, dass Frauen bei der Auswahl von Kosmetik sehr bewusst vorgehen und langfristig denken: 60 % von ihnen verwenden bei ihrer täglichen Pflegeroutine mehrere aufeinander aufbauende Produkte und 69 % von ihnen sehen die Pflege der Haut und der Haare als eine Investition in die Zukunft an. Bei den Männern bevorzugen nur 35 % aufeinander abgestimmte Pflegeprodukte. Der Langzeiteffekt von Produkten ist den Männern mit 57 % offenbar weniger wichtig als den Frauen.
Je jünger, desto gepflegter
Die Studie bringt des Weiteren folgenden Aspekt ans Licht: Zwei Drittel der männlichen Umfrageteilnehmer mögen eine unkomplizierte und praktische Anwendung ihrer Kosmetik und Körperpflege, weshalb sie auch gerne zu Produkten mit Mehrfachnutzen greifen. Zudem gibt es in puncto Genuss einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern. 60 % der Umfrageteilnehmerinnen lieben das sinnliche Erlebnis beim Auftragen ihrer Produkte auf Haut und Haar sehr. Bei Männern sind es hingegen gerade mal 47 %. Aber aufgepasst: Je jünger die männlichen Umfrageteilnehmer sind, desto mehr Wert legen sie sowohl auf ein gepflegtes Äußeres als auch auf die Körperpflege. Wenn sie gepflegt aussehen, fühlen sich die jungen Herren der Schöpfung wohler und sicherer.
Dies alles sind Gründe, weshalb der Markt für europäische Männerkosmetik stetig wächst. Aktuell stehen immer mehr neue Marken in den Kosmetikregalen, die sich deutlich vom Standard der üblichen Linien, die mit dunklen Farben und markanten Verpackungen daherkommen, absetzen. Im Gegensatz zu früher suchen sich die Männer inzwischen im Drogeriemarkt ihre eigene Gesichtspflege aus und sind bereit, einiges an Geld in die eigene Attraktivität zu investieren. Das belegt jedenfalls der rasant wachsende globale Markt für Männerpflegeprodukte, der 2016 schon 20 Milliarden US-Dollar schwer war. 70 % der Herren nutzen Kosmetikprodukte, aber nur 20 % kaufen ausschließlich Männerkosmetik, so die Studie des Zukunftsinstituts.
Christiane Laszig