Glanz und Gloria: Bio-Glitzer genauer betrachtet
Glitzerpartikel sind seit Jahrzehnten aus der Kosmetik nicht wegzudenken. Doch so glänzend die Produkte sind, ihre Zusammensetzung ist aus Umweltsicht teilweise problematisch. Neue Konzepte sollen jetzt für das gute Gewissen beim Strahlen sorgen.
Sie lieben Glitter? Das ist völlig verständlich. Denn unsere Faszination für alles Glänzende, Leuchtende, Strahlende hat, laut Psychologen Richard Cross, seinen Ursprung in der Evolution. Der Wissenschaftler stellte bereits 2010 die Vermutung auf, dass wir Glitzerndes mit Wasser assoziieren, das in der Sonne glänzt. Schließlich bestand ein Großteil des frühen Alltags der Menschen aus der Suche nach Essen und vor allem Trinkwasser. Glitzer, wie wir ihn heute kennen, war lange Zeit für viele unerschwinglich. Das änderte sich allerdings, als Henry Ruschmann, ein amerikanischer Mechaniker, 1934 den Glitter erfand: Er brachte aus Plastikfolien gestanzte winzige Partikel, die je nach Beschichtung in verschiedenen Farben funkelten, in die Geschäfte und so konnten sich nun auch Normalsterbliche ein kleines bisschen Glamour leisten.
Heute findet sich Glitzer in unterschiedlicher Form in der Mode und der Kosmetik wieder. So schön Glanz und Gloria aus dem Tiegel oder dem Flakon auch sind, ganz unproblematisch ist das Thema für die Branche nicht. Denn: Glitzer bestand in den meisten der damit versetzten Produkte aus Aluminiumkunststoff, der in der Natur nur schlecht abgebaut werden kann.
Doch die Branche befindet sich im Wandel, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst und immer mehr neue Konzepte, Ideen und Produkte werden vorgestellt, die den Umweltschutz in den Vordergrund stellen. Nachhaltiger Glitzer, teilweise in Bio-Qualität, ist mittlerweile in immer mehr Produkten zu finden. Das Kölner Label
Birkenspanner zum Beispiel setzt dagegen vor allem auf Zellulose. Diese stamme, laut Unternehmensangaben, ausschließlich von nachhaltigen Eukalyptusplantagen aus Europa. „Der Glitzer kommt aus Übersee und wird aus Halbedelsteinen, die aus ausgesuchten Quellen Kanadas stammen, gewonnen. Diese werden zu einem Pulver zermahlen und mit einer Shellack-Beimischung vermengt, die dann auf die Zellulosepartikel aufgetragen wird“, heißt es auf der Unternehmensseite.
Vegan und tierversuchsfrei
Auch Kosmetikhersteller Kryolan setzt bei seinem True Nature Glitter auf Nachhaltigkeit: Das Produkt sei auf Zellulose-Basis hergestellt, der Anteil an biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen betrage laut Produktinformationen mindestens 97,5 %. Die Glitzerpartikel seien außerdem vegan, tierversuchsfrei und zu 100 % frei von nicht abbaubaren Polymer- oder Plastikteilen, verspricht der Hersteller.
Die Zukunft bleibt strahlend
Ein weiterer Hersteller von Bio-Glitzer, der namentlich nicht genannt werden möchte, setzt auf den Biokunststoff PLA, Polymilchsäure, der aus Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt wird und zu 99,9 % biologisch abbaubar sein soll. Allerdings, so die Kritik des Umweltbundesamtes, sei Polymilchsäure auch Jahre und Jahrzehnte später noch im Wasser zu finden und stelle damit keine gute Alternative dar. Einem Forscherteam an der University Saskatchewan (Kanada) sei es nun gelungen, ein umweltfreundliches, vollständig abbaubares Glitter zu entwickeln. Um die Umweltgefahren durch die Herstellung und Verwendung von Glitzer zu reduzieren, haben der Student Amin Babaeighazvini und sein Forschungsleiter Dr. Bishnu Acharya (PhD), ein pflanzliches Produkt namens Chiral Glitter entwickelt, das vom natürlichen Prozess der Strukturfärbung, wie wir sie aus dem Tierreich kennen, inspiriert ist. Spezielle Strukturen im Gefieder des Kolibris oder in der Schalenoberfläche der Meeresschnecke Haliotis, lassen die Tiere in schillernden Farben erscheinen. Und genau diesen Effekt macht sich das Forscherteam zu Nutze. „Chiral Glitter besteht aus Zellulose-Nanopartikeln, einer Substanz, die in pflanzlichen Zellwänden vorkommt. Dadurch ist das Produkt zu 100 % biobasiert“, erklärt Babaeighazvini gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Tech-
nology Networks. Obwohl das Konzept des biologisch abbaubaren Glitzers also nicht neu ist, hat das Produkt laut Umweltexperten das Potenzial, die Verwendung von Aluminium- und Mikroplastikbeschichtungen in Kosmetikprodukten auf ein Minimalstes zu reduzieren. Dann darf es also Dann darf es also in Zukunft auch weiterhin „Shine bright“ heißen.