Foto: stock.adobe.com/Madeleine Steinbach

Naturkosmetik // 05.11.2024

Johanniskraut – Pflanze des Lichts

Johanniskraut ist wie kaum eine andere Pflanze mit der Sonne verbunden. Die goldgelben Blüten sammeln die Kraft der Sonne, um sie in den dunkleren Tagen an uns Menschen abzugeben. Tschüß Winterdepression – lesen Sie, wie Johanniskraut gerade im Winter Haut und Seele so richtig guttut.

Besonderheiten von Johanniskraut

Insgesamt sind rund 400 Arten von Johanniskraut bekannt, davon zehn in Mitteleuropa. Am häufigsten ist das heilkräftige Gemeine oder Tüpfeljohanniskraut (Hypericum perforatum). Die anspruchslose Pflanze wächst an trockenen, sonnigen Standorten und blüht von Mai bis August. Sie wird um Mittsommer (Johannistag, 24. Juni) von Kräuterkundigen geerntet – und zwar vor Sonnenaufgang und bei zunehmendem Mond, weil da ihre Heilwirkung am größten ist. Verwendet wird das ganze Kraut: Blüten, Knospen und Blätter.

Hält man ein Blatt des „Tausendlöcherlkrautes“ gegen das Licht, dann sehen die Exkretbehälter wie kleine Löcher aus. Was darin rot leuchtet, ist das ätherische Öl des Johanniskrautes. In Verbindung mit Sauerstoff verfärben sich die gelben Blüten blutrot, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Um diesen Effekt ranken sich unzählige Mythen und Geschichten. So wird der Name „Johanniskraut“ auf Johannes den Täufer zurückgeführt.

Heilkraut mit Tradition

Die Heilpflanze ist von alters her eng mit den Ritualen des Sonnenwendkultes verbunden. Es gab z. B. die Tradition, dass Mädchen einen Kranz aus Johanniskraut zur Sommersonnenwende trugen, um eine Verbindung zum Licht und der Sonne herzustellen. Im Mittelalter galt Johanniskraut als magische Pflanze, die vor bösem Zauber schützen und Geister und Dämonen verjagen könne.

  • Die verschiedenen Bestandteile des Johanniskrauts wurden von jeher bei Verbrennungen und der Wundbehandlung eingesetzt.
  • Von der beruhigenden, nervenstärkenden Wirkung wusste auch Paracelsus, der dem Kraut den Namen „Arnika der Nerven“ gab. Mit den Erfolgen der Schulmedizin geriet es als „Seelenheilmittel“ aber wieder in Vergessenheit.

Derzeit erlebt das genügsame Kraut eine erstaunliche Renaissance: Es ist zum „Star“ unter den pflanzlichen Antidepressiva geworden. Johanniskraut-Extrakte finden vor allem bei leichten bis mittelschweren Depressionen (depressiven Verstimmungen, Winterdepressionen), nervös bedingten Unruhezuständen und Angststörungen Verwendung. Die Heilpflanze nimmt die Angst vor dem Unbekannten und schenkt Selbstsicherheit. Zudem hat sie eine kräftigende, aktivierende und bewusstseinsfördernde Wirkung.

Welche Inhaltsstoffe hat Johanniskraut?

Johanniskraut enthält ätherisches Öl, Flavonoide, Harze, Gerbstoffe, Phlobaphene, Hypericin, Hyperforin und Rhodan.

  • Die Inhaltsstoffe in ihrer Gesamtheit regen die Verdauungsorgane an und tonisieren den Kreislauf.
  • Wichtige Wirkstoffe für die Psyche sind Hypericin und Hyperforin. Sie üben einen positiven Einfluss auf im Gehirn wirksame, die Stimmung beeinflussende Botenstoffe aus. Hypericin wirkt außerdem auch schmerzlindernd und krampflösend.
  • Gerbstoffe haben adstringierende Wirkung, d. h. mikroskopisch kleine Oberflächen des Körpergewebes werden verdichtet, Entzündungserreger finden weniger Angriffsfläche und Wunden heilen schneller.
  • Neuere Ergebnisse deuten zudem auf regulierende Wirkungen von Johanniskraut auf das Immunsystem des Menschen hin.
  • Das ätherisches Öl wird in der Aromatherapie u. a. zur Harmonisierung und Stärkung der Nerven und gegen Schlafstörungen eingesetzt.

Wie wirkt Johanniskrautöl?

Durch das Ausziehen der Blüten mit fetten Ölen wie Sonnenblumen-, Oliven- oder Weizenkeimöl wird Johanniskrautöl gewonnen. Aufgrund seiner Farbe wird es auch als Rotöl bezeichnet. Äußerlich wird es als Wundheilmittel, zur Pflege spröder Haut oder alter Narben sowie bei Verbrennungen ersten Grades (auch Sonnenbrand), Quetschungen, Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen verwendet. Johanniskrautöl wird oft in Verbindung mit anderen Ölen und Kräuteressenzen als muskelentspannendes Massageöl verwendet.

Hautpflege mit Johanniskraut

In der Kosmetik hat sich Johanniskraut zur Behandlung von trockener, sensibler und zu Allergien neigender Haut bewährt. Es kann bei Ekzemen, Dermatosen und Neurodermitis eingesetzt werden und gilt als ausgesprochen verträglich. Auch unreine und sonnengeschädigte Haut profitiert von der Wirkung der wertvollen Inhaltsstoffe der Heilpflanze. Sie wirkt zudem erfrischend und stärkend, weshalb sie sich auch gut für Gesichtswässer eignet.

Ein Aufguss mit blühendem Johanniskraut eignet sich als Gesichtsdampfbad oder für die Anwendung von Kompressen bei fettiger oder unreiner Haut. Hierfür eine Handvoll getrockneter Johanniskrautblüten und -blätter mit kochendem Wasser übergießen und ungefähr zehn Minuten ziehen lassen.

Johanniskrauttee gilt als wirksames Mittel gegen Kopfschmerzen, leichte Darmentzündungen, Durchblutungsstörungen, Schlafstörungen und ist für alle Arten von Stressbehandlungen interessant.

Johanniskrautöl selbst herstellen

125 g Johanniskraut-Knospen, -Blüten und feine Blätter im Mörser zerstoßen, in eine Flasche geben und mit 500 ml Olivenöl aufgießen.

  • Das geschlossene Glas sechs Wochen in die Sonne stellen.
  • Wenn die Flüssigkeit eine leuchtend rote Farbe bekommen hat, wird sie durch ein Leinentuch abgegossen. Dabei den Bodensatz gut auspressen. Das Öl in eine dunkle Flasche füllten.

Johanniskrautöl lässt sich sehr vielseitig anwenden: Es ist ein Hausmittel gegen Verbrennungen, Blutergüsse, Muskelzerrungen, Muskelkater und Gliederschmerzen. Es eignet sich als Einreibemittel oder Massageöl und hilft bei Spannungskopfschmerzen ähnlich gut wie Pfefferminzöl.

Liane Jochum

ist Gründerin und Leiterin der Naturkosmetikschule Academia Balance Deutschland sowie Inhaberin der Academia Balance Swiss. Die Buchautorin, Fachjournalistin und Referentin ist ausgebildete Natur­kosmetikerin, Wellness- und Ayurveda-Therapeutin.