Foto: stock.adobe.com/Studio Romantic

Pflege // 09.10.2024

Empfindliche Haut optimal behandeln

Empfindliche Haut gehört in Profi-Hände. Der erste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung ist die ausführliche Anamnese durch die Kosmetikerin. Sie kann dann die Haut mit geeigneten Wirkstoffe und Behandlungen harmonisieren. Worauf es dabei besonders ankommt, erklärt Kosmetikmeisterin Carolin Bense.

Was empfindliche Haut verursacht

Die Ursachen einer empfindlichen bzw. sensiblen Haut sind vielschichtig. Zunächst ist es wichtig abzuklären, dass diesem Hautzustand keine medizinischen Ursachen zugrunde liegen wie z. B. eine Allergie. Vom Hautsekretionstyp angefangen bis hin zu externen Umwelteinflüssen – sie alle können eine Empfindlichkeit der Haut hervorrufen. Deswegen ist die ausführliche Hautanalyse und Anamnese durch die Kosmetikerin so wichtig. Sie ist quasi der Sherlock Holmes für die Haut. Aus dem aktuellen Zustand der Haut, das Fragen nach ihren Reaktionsmustern in bestimmten Situationen sowie nach den Gewohnheiten der Kundin muss sie sich zunächst einen Überblick verschaffen.

Dabei ist es auch elementar durch gezielt geführte Gespräche und offene Fragen möglichst viel über die bisherige Pflegeroutine der Kunden herauszufinden: Ob und welche Produkte zur Reinigung werden verwendet? Welche Art von Gesichtspflegeprodukt? Kommen weitere Produkte wie Masken, Peelings oder evtl. sogar Beauty Devices (apparative Kosmetik für Zuhause) zum Einsatz?

Welcher Haut(sekretions)-Typ liegt vor?

Eine elementare Frage, die die Kosmetikerin zu klären hat, ist: „Welchen Hauttyp hat die Kundin/der Kunde?“ Hierbei liegt der Fokus auf der Talg- und Schweißproduktion der Haut. Es lassen sich vier Hautsekretionstypen unterscheiden:

  • Sebostase: verringerte Produktion von Schweiß und Talg
  • Intermediäre Haut: normale Haut, die ein ausgeglichenes Verhältnis von Schweiß und Talg aufweist
  • Seborrhoea sicca: verringerte Produktion von Schweiß und übermäßige Talgproduktion
  • Seborrhoea oleosa: gesteigerte Produktion von Talg und Schweiß

Die Bedeutung der Hautbarriere

Ein häufiges Problem ist eine nicht intakte Hautbarriere. Diese schützt auf der einen Seite die Haut vor äußeren Einflüssen wie Temperatur, Substanzen, Umweltverschmutzung etc. Sie verhindert, dass z. B. Mikroorganismen in unserer Haut eindringen können und zu Irritationen und Entzündungen führen. Auf der anderen Seite ist die Hautbarriere dafür zuständig, die Hautfeuchtigkeit zu erhalten und den transepidermalen Wasserverlust (TEWL), zu reduzieren.

Weshalb der pH-Wert wichtig ist

Häufig unterschätzt wird die Verwendung von Gesichtswasser/Tonic in der täglichen Pflegeroutine. Die Kunden verstehen oft die Sinnhaftigkeit eines Tonics nicht – sie betrachten es als eine Art Erfrischung oder als angenehmes Add-on. Doch die Funktion eines Tonics ist es primär, den leicht sauren pH-Wert der Haut (ca.  4,7) wieder herzustellen.

> Das saure Hautmilieu ist wichtig für Enzyme in der Epidermis, die verantwortlich sind für Umwandlungsprozess von Hautlipiden. Damit tragen diese Enzyme zum Aufbau der Hautbarriere bei. Ihre Aktivität ist neben Feuchtigkeit stark vom pH-Wert abhängig.

> Außerdem trägt das saure Milieu auf der Haut dazu bei, die hauteigenen Mikroflora (Mikrobiom) gesund zu erhalten. Auf unserer Haut befinden sich eine Vielzahl verschiedener Mikroorganismen, die einen Teil der Abwehr von pathogenen (krankmachenden) Keimen übernehmen. Ist der pH-Wert nicht sauer genug, können sich pathogene Mikroorganismen vermehren und Entzündungen und Hautprobleme hervorrufen.

Wirkstoffe für empfindliche Haut

Damit die Enzyme in unserer Epidermis arbeiten können, benötigen Sie neben dem richtigen pH-Wert vor allem Feuchtigkeit, um ihre Funktion zu erfüllen. Deswegen ist der Einsatz von feuchtigkeitsspendenden und -bindenden Wirkstoffen wie Hyaluronsäure, Squalan, Glycerin, Algen etc. sinnvoll.

Generell ist es bei empfindlicher, gereizter Haut wichtig, beruhigende Wirkstoffe einzusetzen wie Aloe vera, Panthenol, Weihrauchextrakt oder Bisabolol. Sie tragen aktiv dazu bei, Rötungen, Reizungen und Missempfindungen zu lindern.

Ebenfalls gut geeignet sind Inhaltsstoffe, die die Haut vor Feinstaub und anderen schädlichen Umweltfaktoren schützen (Anti-Pollution). Dies können z.B. Alginate sein. Sie haben filmbildende Eigenschaften und schützen so die Haut vor irritierenden Substanzen.

Pre- und probiotische Wirkstoffe wie Inulin und Oligosaccharide stärken das hauteigene Mikrobiom.

Reinigung und Pflege

Um die sensible Haut zu reinigen, empfehlen sich milde Produkte. So lässt sich eine zu starke Entfettung der Haut vermeiden. Sehr gut geeignet sind z. B. Reinigungsmilch oder -öl.

Die empfohlene Pflege sollte generell Barriere-aufbauende Eigenschaften haben. Gerade bei barrieregeschädigter Haut eignen sich hervorragend Cremes, die eine DMS-Basis (Derma Membran Struktur) enthalten.

Bei der sowohl fett- als auch feuchtigkeitsarmen Haut sollte die Pflege eine entsprechende Lipidphase enthalten, um die Haut zu unterstützen und zu schützen. Denn bei sensibler bzw. schnell gereizter Haut ist es wichtig, den Aufbau der Barriere zu unterstützen und gleichzeitig die Schäden an der Barriere durch entsprechende Wirkstoffe zu regulieren und zu kompensieren.

Empfindliche Haut optimal behandeln

Um die Haut aus dem gereizten Zustand zu bringen, eignen sich beruhigende Behandlungsmethoden. Je nach Ausrichtung, Fokus bzw. Positionierung des Institutes eignen sich dazu apparative Anwendungen wie z. B. Ultraschall. Geeignete Wirkstoffe und Produkte wirken sich zusätzlich positiv auf das Hautbild aus.

Ein hervorragendes Resultat hat man etwa bei dem Einsatz von Kollagenmasken mit nativen Kollagen. Sie versorgen die Haut mit Feuchtigkeit und können zusätzlich Regenerationsimpulse geben. Masken auf Alginat-Basis können ebenfalls durch die darunter eingesetzten Produkte und ihren den Okklusiv-Effekt die Aufnahme von Feuchtigkeit und der eingesetzten Wirkstoffe verbessern.

Carolin Bense

Die staatlich anerkannte Kosmetikerin und Kosmetikmeisterin verfügt über langjährige Erfahrung in der Kosmetikbranche. Sie ist selbstständig tätig im Bereich Konzeption, Durchführung von Schulungen/Webinaren sowie als Trainerin.